KäP-
VIII.
Gefasse.
Goldschmiedearbeit und
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splendore, Abwechslung der einzelnen Stücke an Stoff und Form,
auch wenn sie, z. B. Trinkgeschirre, einem und demselben Ge-
brauche dienten: naliae atque aliae formae, calices, item crateres,
gutti, paterae, carchesia, scyphi etoa
Ausser den Buffets (ornamenti da camera) hielten die Fürsten
für ihren Palastgottesdienst ornamenti della capella, Leuchter,
Kelche, Patenen u. s. w.
Den grössten Luxus legte 1473 Cardinal Pietro Riario an
den Tag, als er die Lionora von Aragon auf ihrer Durchreise
als Braut des Herzogs von Ferrara in seinem Palaste zu Rom
auf Piazza S.S. Apostoli beherbergte; die vier Leuchter der Capella
nebst zwei Engelfiguren von Gold, der Betstuhl mit Löwenfüssen
ganz von Silber und vergoldet; ein vollständiges Kamingeräth
ganz von Silber; ein silberner Nachtstuhl mit goldenem Gefäss
darin etc. Im Speisesaal ein grosses Buffet von 12 Stufen, voll
goldener und silberner Gefasse mit Edelsteinen; ausserdem das
Tafelgeschirr lauter Silber und nach jeder Speise gewechselt.
Als Sammler von Edelsteinen werden besonders Alfons der
Gr. v. Neapel und Paul II. genannt. (Jovian. Pontan. de splen-
dore; Infessura, ap. Eccard, scriptores II, C01. 1894, 1945.)
Von prachtvollen Waffen ist öfter die Rede, doch möchte
aus dem XV. Jahrhundert kaum etwas Namhaftes davon erhalten
sein. Silberne Helme als Geschenk von Regierungen an ihre Con-
dottieren; Siena an Tartaglia 1414, Florenz an Federigo von
Urbino 1472, letzteres Werk von Pollajuolo. (Vasari V, p. 100,
Nota und p. 105 im Connnentar zu v. di Pollajuolo.) Die Waffen
und (ieräthe Carls VIII, erbeutet 1495 in der Schlacht am Taro, 1
gehörten ohne Zweifel nordischer Kunst an: der goldene gekrönte
Schuppenhelm mit Email, der Degen, das Siegelkistchen, das
goldene Triptychon, angeblich von Carl d. Gr. stammend.
ä.
Goldschmiedekunst
183.
der
Hochrenaissance.
Die Goldschmiedekunst des XVI. Jahrhunderts wird sich im
Verhältniss zu derjenigen der Frührenaissance durch grössere
Freiheit und Flüssigkeit alles Decorativen, durch erhöhte Kennt-
niss des Wirkenden ausgezeichnet haben. (Wir müssen hypothetisch
sprechen, da uns eine genügende Uebersicht der Arbeiten des
XVMIahrhunderts gänzlich und derjenigen des folgenden grossen-
theils fehlt.) .
Grosser Reichthuin an Nachrichten in der Selbstbiographie
des Florentiners Benvenuto Cellini (1500-1572), zumal in der
ersten Hälfte; seine Arbeiten in jedem Zweige dieser Kunst: Kelch,
Malipiero,
veneti,
archiv
stor.
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371.