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Buch.
Renaissance in Italien.
Decoration.
Capelle, wovon Verocchio einige verfertigte, 1 mögen von besonderer
Grösse gewesen sein.
Für silberne und goldene Altarschreine besass namentlich
Venedig noch mehrere Vorbilder in Gestalt seiner byzantinischen
pale. 2 Doch ging diese Gattung jetzt völlig ein; höchstens
wurde an den berühmten silbernen Schreinen des Baptisteriums
von Florenz und der Kathedrale von Pistoja 3 noch hie und da
etwas gearbeitet. 4 L" Die Krönung Maria mit Engeln, 1.50 Pfund
an Silber, welche Julius II. nach S. M. del Popolo stiftete, 5
mag eher eine Freigruppe gewesen sein. Die Herrlichkeit der
Marmoraltäre (ä. 144) liess die silbernen völlig vergessen. Ein
Bronzealtar ä. 147. Die Florentiner sollen 1498 aus Geldnoth
die pala ihres Domes und alle Silbersachen der Annunziata ein-
geschmolzen haben; Malipiero, archiv. stor. VII, I, p. 526.
Auch von Monstranzen ist kaum die Rede, etwas häufiger
von silbernen Leuchtern und Iteliquienbehältern. Ob auch nur
eine einzige bedeutende Monstranz der Frührenaissance, ja der
italienischen Renaissance überhaupt vorhanden ist? Das decorative
Vermögen der Zeit müsste sich daran auf entscheidende Weise
zeigen. Ein Contract für eine Monstranz 1449, Milanesi II,
p. 259.
Von den I-langelampen der Annunziata in Florenzc und von
den gewiss ausserordentlich schönen, drei Ellen hohen Lenchtern
des Ant. Pollajuolo7 ist nichts mehr erhalten. Dagegen in S.
Marco zu Venedig eine elegant geschmückte Hängelampe
(Fig. 160). Ein Contract für einen silbernen Prachtcandelaber
in Siena 1440 bei Milanesi II, 193. Zwei Leuchter von Jaspis,
zu dem oben erwähnten silbernen Christus gehörend, mit dem
Wappen des DogenMarcello 1474. An den sog. Paci des
'l'ommaso Finiguerra sind besonders die Niellozeichnungen be-
deutend, doch auch die Einfassung zierlich. 8 Silberne und selbst
goldene Votivgegenstände werden mit der Zeit unvermeidlich und
zwar von den Kirchenbehörden selbst eingeschmolzen.
Ileliquiarien aus Gold und Silber müssen noch immer und
bisweilen in schönster Kunstform gebildet worden sein; man
erwäge dass ein Filippo Maria Visconti, dass der Staat von
Venedig und die Päpste Reliquien sammelten, und dass wenigstens
einzelne bronzene Reliquiarien der edelsten Kunst angehören.
(Ghiberti Cassa di S. Giacinto, Uffizien.) Erhalten ist indess aus
dem XV. Jahrhundert sehr wenig, z. B. die silberne Cassetta für
1 Vasari V, p. 140, v. di Verocchio. 2 Sansovino, Veneziatfol. 63, 74,
und a. a. 0.; Sabellicus, de situ venetae urbis, fol. 85, 90., " Vasari II,
p. 11, 12, und Nota, v. di Agostino e Agnolo. 4 Vasari V, p. 92, v. dl
Pollajuolo. 5 Albertini de mirabilibus urbis Romae. L. III, fo]. 86.
6 Vasari V, p. 66, v. di Ghirlandajo. 7 Ib. p. 93, v. di Pollajuolo.
8 Vasari V, p. 92 und Nota, v. di Pollajuolo.