Kap. VIII.
Goldschmiedearbeit und Gefässe.
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gefässen gewesen sein, auch wohl die Bereicherung des Emails
mit einzelnen neuen Farben.
Antike Goldsachen waren so gut wie gar nicht vorhanden,
so dass die Meister der Fnührenaissance aus ihrem allgemeinen
neuen Styl auch den der Goldarbeit entwickeln mussten. Die
Sculptur der neuen Zeit, resolut und vielseitig wie sie war, kam
ihnen auf wesentlich andere Weise zu Hülfe, als diess in frühern
Jahrhunderten geschehen war. Wie sie die Flächen eintheilten,
das Relief behandelten, Laubwerk, Thierköpfe, Thierfüsse, Masken
etc. bildeten, Gold, Silber und Email in Uontrast setzten, Edel-
steine und Gemmen einlegten u. s. w., muss sich die Phantasie
bei jeder einzelnen Aufgabe vorzustellen suchen, so gut sie kann.
Im XV. Jahrhundert war sowohl der edlere Prachtsinn als die
Lust am höchsten Putz und Prunk gewaltig gestiegen, und eine
ilüchtige Uebersicht der wichtigern Nachrichten, nach Gegenständen
geordnet, wird zeigen, welch ein Feld dieser Kunst offen war.
181.
Kirchliche
Arbeiten
der
Frührenaissance.
Während ganze silberne Statuen noch immer und bisweilen
in bedeutender Grrösse verfertigt wurden, hörte die Verfertigung
silberner Altarschreine auf, höchstens beschränkte man sich auf
weitere Ausschmückung und Vollendung schon früher angefangener.
Üeber silberne Heiligenfiguren verliert Vasari kaum irgendwo
ein Wort; wahrscheinlich war das Meiste davon, als er schrieb,
schon wieder eingeschmolzen. Ellenhohe Heilige, Engel u. s. w.,
theilweise emaillirt, auch eine silberne Gruppe von Maria Himmel-
fahrt mit Engeln, auf einem Untersatz mit emaillirten Historien,
Werke des Gio. Turini (ä. 149), aus den Jahren 1414rbis 1444,
im Comment. zu v. di Pollajuolo, Vasari V, p. 105,'ss. Siena,
um welches es sich hier handelt, besonders die Sacristei des
Domes, war reich an solchen Arbeiten; Milanesi II, p. 184, 220,
s., 278, 291, ss., 328, 350, s., wo zum Theil die Werke Turini's
wieder erwähnt sind. Ein silberner Christus, eine Elle hoch
(v. J. 1474) bei Sansovino, Venezia, fol. 97. Köpfe von Silber-
blech oder vergoldetem Erz für Schädel von Heiligen scheinen
um diese Zeit ausser Gebrauch gekommen zu sein, doch liessen
die Sienesen noch 1466 das Haupt ihrer Ortspatronin, S. Caterina,
so einfassen. 1 Eine Ausnahme durch Gewicht und Grösse mag
die silberne Statue gebildet haben, welche der frevelhafte Car-
dinal Pietro Riario kurz vor seinem Ende (1473) in den Santo
nach Padua schenkte. 2 Auch die silbernen Apostel der päpstlichen
1 Milanesi II,
332.
Papan, ap-
2 Vitae
III,
Murat.
Ua
C01.
1060.