Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 4)

Kap. VIII. 
Goldschmiedearbeit und Gefässe. 
311 
gefässen gewesen sein, auch wohl die Bereicherung des Emails 
mit einzelnen neuen Farben. 
Antike Goldsachen waren so gut wie gar nicht vorhanden, 
so dass die Meister der Fnührenaissance aus ihrem allgemeinen 
neuen Styl auch den der Goldarbeit entwickeln mussten. Die 
Sculptur der neuen Zeit, resolut und vielseitig wie sie war, kam 
ihnen auf wesentlich andere Weise zu Hülfe, als diess in frühern 
Jahrhunderten geschehen war. Wie sie die Flächen eintheilten, 
das Relief behandelten, Laubwerk, Thierköpfe, Thierfüsse, Masken 
etc. bildeten, Gold, Silber und Email in Uontrast setzten, Edel- 
steine und Gemmen einlegten u. s. w., muss sich die Phantasie 
bei jeder einzelnen Aufgabe vorzustellen suchen, so gut sie kann. 
Im XV. Jahrhundert war sowohl der edlere Prachtsinn als die 
Lust am höchsten Putz und Prunk gewaltig gestiegen, und eine 
ilüchtige Uebersicht der wichtigern Nachrichten, nach Gegenständen 
geordnet, wird zeigen, welch ein Feld dieser Kunst offen war. 
181. 
Kirchliche 
Arbeiten 
der 
Frührenaissance. 
Während ganze silberne Statuen noch immer und bisweilen 
in bedeutender Grrösse verfertigt wurden, hörte die Verfertigung 
silberner Altarschreine auf, höchstens beschränkte man sich auf 
weitere Ausschmückung und Vollendung schon früher angefangener. 
Üeber silberne Heiligenfiguren verliert Vasari kaum irgendwo 
ein Wort; wahrscheinlich war das Meiste davon, als er schrieb, 
schon wieder eingeschmolzen. Ellenhohe Heilige, Engel u. s. w., 
theilweise emaillirt, auch eine silberne Gruppe von Maria Himmel- 
fahrt mit Engeln, auf einem Untersatz mit emaillirten Historien, 
Werke des Gio. Turini (ä. 149), aus den Jahren 1414rbis 1444, 
im Comment. zu v. di Pollajuolo, Vasari V, p. 105,'ss. Siena, 
um welches es sich hier handelt, besonders die Sacristei des 
Domes, war reich an solchen Arbeiten; Milanesi II, p. 184, 220, 
s., 278, 291, ss., 328, 350, s., wo zum Theil die Werke Turini's 
wieder erwähnt sind.  Ein silberner Christus, eine Elle hoch 
(v. J. 1474) bei Sansovino, Venezia, fol. 97.  Köpfe von Silber- 
blech oder vergoldetem Erz für Schädel von Heiligen scheinen 
um diese Zeit ausser Gebrauch gekommen zu sein, doch liessen 
die Sienesen noch 1466 das Haupt ihrer Ortspatronin, S. Caterina, 
so einfassen. 1 Eine Ausnahme durch Gewicht und Grösse mag 
die silberne Statue gebildet haben, welche der frevelhafte Car- 
dinal Pietro Riario kurz vor seinem Ende (1473) in den Santo 
nach Padua schenkte. 2 Auch die silbernen Apostel der päpstlichen 
1 Milanesi II, 
332. 
Papan, ap- 
2 Vitae 
III, 
Murat. 
Ua 
C01. 
1060.
	        
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