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I. Buch.
Renaissance in Italien.
Decoration.
Anweisung Rafaels ausgemalt mit Rebenlauben, welche mit anderm
Laubwerk durchzogen und von allerlei Thieren belebt sind; un-
abhängig von antiken Mustern, ein Werk der besondern Meister-
schaft des Udine in solchen Gegenständen.
Der weltberühmte mittlere Gang, 14 Arkaden mit quadratischen
Gewölben a specchio, von Rafael erbaut und ohne Zweifel für
die betreffende Ausschmückung so entworfen; letztere soll er 1 voll-
ständig selber vorgezeichnet haben; die Ausführung von Udine
und dessen Gehüllen, zum Theilauch "von Periu del Vaga; 2 die
biblischen Compositionen, vier in jedem Gewölbe, sind von andern
Schülern ausgeführt. Die Decoration, mit grösster Freiheit zwischen
Stucco und Malerei wechselnd, folgt den antiken Mustern nur in
einzelnen Motiven der Gewölbe, in den Leibungen der Bogen und
in denjenigen Theilen der Pfeiler, welche aus eingerahmten Einzel-
bildern bestehen; weit das Meiste ist volle Eründung Rafaels,
namentlich die aufsteigenden aus Figuren, allerlei Zierrath und
Laubwerk jedesmal neu gemischten Füllungen der Hauptpilaster.
Schönste und klarste Gliederung und Abstufung des Schmuckes;
unermesslicher Reichthum von künstlerischen Ideen jeder Art. Die
Fenster, welche aus dem Gang in das Innere des Palastes schauen,
heben sich ab von einem himmelblauen Grunde und sind umhängt
mit vollfarbigen Fruchtschnüren, welche zu den besten Sachen
des Udine gehören. Die zahllosen einzelnen Bildchen, gemalte
und stucchirte (zum Theil wie Cameen), sowie aller figürliche
Schmuck überhaupt (absichtlich) ohne Bezug auf die biblischen
Darstellungen, hie und da direkt aus dem Alterthum entlehnt.
Schon um 1550 wurden die Loggien vollständig für einen Handels-
genossen der Fugger. in Antwerpen und noch einmal für Spanien
copirt, wobei man selbst den glasirten Fussboden 160) als etwas
für die Wirkung Wesentliches nicht vergass. 3 (Fig. 153.)
Mit den genannten Hauptpilastern nahe verwandt: die drei er-
haltenen Seitenwandbilder an Rafaels Tapeten, herrlich im Raum
gedacht; das vorzüglichste mit den drei Parzen. Von den bloss
mit Decoration geschmückten Tapeten, welche Udine entwarf,
ist nichts erhalten.
Von Udine allein sollen die Stuccaturen und Malereien in der
untern Halle der Villa Madama bei Rom herrühren; schon als
Bauwerk durch ihre Abwechslung der Gewölbeformen für den viel-
seitigen Reichthum der Decoration und durch ihre Nischen für die
Aufnahme von Statuen bestimmt, gewährt die Halle noch in ihrem
jetzigen Ruin eine unvergleichliche Ergänzung zu den Loggienß
Das dritte Hauptwerk, das gemalte Gewölbe des grossen
vordern Saales des Appartamento Borgia im Vatican, mit den
' Vasari VIII. p. 41,
Armenini, p. 180. 4 Vasari X, p.
2 Vasari p. 142,
v. di Giulio.
di Perino.