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Gewölbemalerei
der Frührenaissance.
Die Gewölbemalerei, während des ganzen Mittelalters in
den italienischen Kirchen heimisch, hatte hie und da etwas von
demjenigen decorativen Character, den sie einst bei den Römern
gezeigt hatte.
Es ist hiemit hauptsächlich die Decoration von Cimabue in
der Oberkirche S. Francesco zu Assisi gemeint (drittes Kreuz-
gewölbe des Langhauses vom Portal an gezählt); Medaillons mit
Brustbildern, Festons aus Vasen hervorspriessend, welche von
Genien auf dem Haupt getragen werden u. s. w. Eine deutliche
Nachwirkung altchristlicher Gewölbemalereien.
Sonst aber herrschen, zumal in der Schule Giotto's, an
den Gewölben heilige Gestalten und selbst Historien (lncoro-
nata zu Neapel) auf blauem Grunde vor, und auch die Renais-
sance ging häulig darauf ein. Die Halbkuppeln der Chorni-
schen erhielten grosse Frescodarstellungen der himmlischen Herr-
lichkeit, mit der Himmelfahrt Christi oder Krönung Maria
(Filippo Lippi, Borgognone, Melozzol); auch behauptete die
Gewölbemalerei im eigentlichen Sinn einen sehr hohen Rang.
Eine reichere Blüthe decorativer Gewölbemalerei ergab sich
dann im XV. Jahrhundert. zugleich mit der zunehmenden Be-
freiung vom Kreuzgewölbe (welches kein Mittelbild duldet), und
von den Rippen und Gurten (E. 48). Dieselbe Fähigkeit, gegebene
Flächen in denkbar schönster Weise auszufüllen, welche sich in
Marmor (ä. 131, 134) und in der Holzdecorzttion 150 ff.) offen-
bart, äusscrt sich hier im Gewande der Farbe mit schrankenloser
Fülle und Freiheit, in weltlichen Gebäuden wie in Kirchen. Die
Urheber sind zugleich grosse Historienmaler.
Zu den frühesten, vielleicht noch halbgothischen Arbeiten
mochten die goldenen Thiere auf blauem Grunde an den gewölb-
ten Decken im Castell von Pavia gehören, welche die Ergänzung
zu den berühmten Wandfresken bildeten. (Anonimo di Morelli.)
Der blaue Grund schon in den schönsten decorativen Mosaiken
des V. Jahrhunderts. Das späteste gemalte gothische Maasswerk,
Gold auf blau 23.
Zunächst musste dann die Renaissance schon vorhandene
gothische Gewölbe decoriren; herrliche Malereien in der Chor-
muschel von Mantegnafs Capelle in den Eremitani zu Padua,
grüne Festons mit weissen Bändern auf blauem Grund, dazwischen
Figuren und Medaillons; ferner die des Girol. Mazzola an
den oblongen Kreuzgewölben im Hauptschiff des Domes in Parlna,
farbige Medaillons mit Brustbildern, Putten, Festons etc; die