Kap
Die Fagadenmalerei.
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Einer fast ganz untergegangenen Kunstgattung dürfen wir hier
nicht mit umständlich ergänzenden Hypothesen nachgehen, zumal
da die Nachrichten wie bemerkt die decorativen Theile kaum
erwähnen. Eine rasche Uebersicht des Inhaltes mag genügen.
Gegenstände
ä. 166.
der Fagad enmalerei.
Zunächst gehören viele einzelne Figuren dem Gebiete neu-
traler Schönheit an und wirken Wesentlich als symmetrisch füllend,
sind auch wohl mit dem {ingirten baulichen Gerüste wesentlich
verbunden.
Attitiiden, nackte Gestalten jeder Art und Farbe, bisweilen
als Tragiiguren, ja als Hermen; ferner Genien, besonders
Kinder (Putten) in Menge; Sirenen, Ziige von Tritonen und Ne-
reiden als Friese; auch 'l'ritone und Nereiden zu 'zweien,
-Medaillons haltend; einzeln und scheinbar oft in Nischen:
Helden und Philosophen ohne Namen und bestimmte Beziehung.
Das Religiöse nimmt bald nur ein Hauptbild nach alter Art,
bald die ganze Fagade in Anspruch. Hauptbilder: Crucifixus
mit Heiligen; Madonna mit Heiligen; Paradies oder Sündenfall;
Alles mit Genrescenen derber Art verträglich, wie eine Fagade
in Verona beweist. Gehört die ganze Facade dem christlichen
Bilderkreise an, so erscheinen noch andere biblische Geschichten;
als Füllfiguren: Propheten, christliche Tugenden; als Friese:
die Völker, welche der ltoma-Fides ihren Tribut bringen, Türken-
siege, 'l'haten Simsons u. dgl.
Allegorien kommen in der guten Zeit wenige und offenbar
mehr um der Schönheit des Motives willen gewählte vor. S0
am Fondaco de, Tedeschi zu Venedig (seit 1504 mit den herr-
lichsten Malereien des Giorgione, Tizian u. A. ringsum, wovon
jetzt kaum mehr ein Schimmer sichtbar) die berühmte Figur
Tizians, welche bald als Judith, bald als Germania galt; anderswo
Venezia als Löwenreiterin. Dann die eben genannte Roma mit
den Attributen der Fides.
Ceremonien und Aufzüge finden sich hauptsächlich in Friesen;
an Triumphzüge jeder Art waren Poesie und Malerei längst
gewöhnt. Ueber die Triumphe vgl. Cultur der-Renaissance S.
415 H. Es sind Züge von Kriegern, Gefangenen, Senatoren,
Trägern, welche Beute, zumal kostbare Gefässe, auch Tribute
überwundener Völker bringen u. s. w., auch antike Spiele, Wagen-
rennen, dann als heitere Parodie Triumphe von Kindertiguren,
Kriegsziige bewafTneter Kinder; endlich Zuge von Pilgern.
Das Profan-Erzählende beginnt mit mythologischen Scenen,
bisweilen ohne genau bestimmte, Beziehung, dann folgt die Ur-
geschichte der betreffenden Stadt. endlich römische und auch