Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 4)

Die Fagadenmalerei. 
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Verona besitzt ausser mehreren andern Fagaden das vielleicht 
wichtigste Werk dieser Art: Casa Borella von lllantegna, gold- 
farbige Pilaster mit Arabesken, davon eingefasst historische Dar- 
stellungen mit blauem Grunde; Fries mit Festons und Putten etc. 
Daneben ein grosser Reichthum von Abstufungen und oft 
ganz herrlich wirkenden Combinationen: Farbigkeit der Einzel- 
figuren und der historischen Scenen, oder letzterer allein; dazu 
das Decorative in zweierlei Steinfarbe, so dass z. B. die fingirte 
Architektur röthlich, die fingirte Sculptnr weiss dargestellt ist; 
oder erstere weissgrau, letztere, zumal Statuen, Gefässe und Tro- 
phäen gold- oder erzfarbig; höchst unbefangene Behandlung der 
Festons, bald mehr ideal und steinfarbig, bald realistisch und 
naturfarbig in Laub und Früchten.  Vielleicht die schönsten 
farbigen Blacaden an zwei kleinen Häusern auf Piazza delP Erbe 
zu Verona.  Sodann Abwechslung vollfar-biger und steinfarbiger 
Partieen je nach Stockwerken oder je nach der Bedeutung der 
betreffenden Maueriiäche. Endlich die einfarbige Malerei, Chia- 
roscuro, pitture di terretta, in einer beliebigen Farbe; ausser grau 
kommen auch grün, roth, violett, goldbraun etc. vor, bisweilen 
nach Stockwerken und nach einzelnen Theilen derselben wechselnd. 
 Zuletzt das Sgraffito, s. oben. 
Rafael und seine Schule, zumal die grossen Fagadendeoora- 
toren Polidoro da Caravaggio und Maturino, verliehen der Farb- 
losigkeit das Uebergewicht und vollendeten denjenigen Styl der 
figürlichen Darstellung, welcher eine gemalte Plastik darstellt, 
ohne sich doch knechtisch den strengern Voraussetzungen der 
letztern zu fügen.  Viotorien, Abundantien etc. an der Tiber- 
seite der Farne sina, grau in grau, von rafaelischer Erfindung;  
Fries mit der Geschichte der Niobe an einem Hause in Rom, 
von Polidoro, grau in grau mit Ausnahme des goldbraunen Götter- 
bildes in der Mitte. 
165. 
Aussagen 
der 
Schriftstellär. 
In den Gegenständen hielt sich die Fagadenmalerei die ganze 
gute Zeit hindurch sehr frei von aller sachlichen Knechtschaft, 
indem dieselben Einen grossen decorativen Eindruck in reicher 
Gliederung hervorzubringen, nicht philosophische oder poetische 
Gedanken zu verwirklichen hatten. 
Letzteres kommt früh genug mit Anbruch der schlechten 
Zeit, wo sich dann Vasari mächtig wundert über die Tendenz- 
losigkeit eines Giorgione, dem man erlaubt hatte, lauter Schön- 
heit und Leben auf die Mauer zu malen, Dinge, die Niemand 
mehr zu erklären wusste. Vasari glaubte es besser zu verstehen
	        
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