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Buch.
Renaissance in Italien.
Decoration.
fol. 138, 134. Aehnliche Malereien an einigen damaligen Tyran-
nenbauten, z. B. am Palastthurm der carraresischen Residenz in
Padua, M. Savonarola, bei Murat. XXIV, C01. 1174. Vom Palast
des Braccio Baglione zu Perugia heisst es um 1500: se era tutta
quella casa penta (dipinta) dentro e de fora, da la cima insino
a. terragi sammt beiden Thürmen. Selbst die grossen alle-
gorischen Tendenzbilder, durch welche Cola Rienzi bei seinem
ersten Auftreten 1347 die Römer aufregte, möchten ebenfalls auf
die Mauer gemalt gewesen sein.
164.
Darstellungsweisen
der Fagadenmaler.
Die Mauermalerei stellt meist eine mehr oder weniger reiche,
decorativ umgedeutete, {ingirte Architektur dar, welche durch
ügürliche Zuthaten jeder denkbaren Art belebt wird. Ohne
Zweifel sind auch sie in Wechselwirkung mit der Festdecoration.
Die schriftlichen Nachrichten, zumal bei Vasari, sind darin
einseitig, dass sie fast nur das figürliche Element erwähnen und
den grossen decorativen Zusammenhang kaum andeuten.
Eine einzige Gattung blieb, wie es scheint, Hans Holhein
d. J. vorbehalten: die illusionäre Darstellung eines wirklichen
Gebäudes, an dessen Fenstern, Gängen etc. menschliche Gestalten
in der Zeittracht auftreten. (Zeichnungen seiner untergegangenen
Facadenmalereien in der öffentlichen Sammlung zu Basel.) Pom-
peji enthält Aehnliches, nur ohne Streben nach Illusion.
Ein grosser Hauptunterschied liegt in den Darstellungsmitteln,
indem Vollfarbigkeit, theilweise Farbigkeit, Einfarbigkeit und
Sgraffito, theils sich ausschliessend, theils neben einander (bis-
weilen im allerschönsten Contraste) angewandt werden, je nach-
dem man den Schein der Architektur und der decorirenden
Sculptur mehr oder weniger beibehalten will. Später kam sogar
noch relieürter Stucco hinzu.
Alle Vereinfachungen in der Farbe haben den Vortheil, dass
das Altern und Verbleichen weniger schnell sichtbar und die
Restauration leichter ist als bei der Vollfarbigkeit. Das Sgraffito
wird sogar ohne eigentliches Malen dadurch hervorgebracht, dass
die Mauer erst schwarz, dann weiss überzogen wird, und hierauf
die Zeichnung durch theilweises Wegschaben entsteht. Der Haupt-
nachtheil liegt darin, dass sich der Staub daran festsetzt. Vgl.
Vasari I_, p. 169, Introduzione; IX, p. 110, s, v. di Morto
da Feltre (Wo die Erfindung dem Andrea Feltrini zugeschrieben
Wird, während sie gewiss viel alter ist).
Die Vollfarbigkeit scheint von Anfang an für die Fagaden
von Oberitalien, hauptsächlich Venedig, gegolten zu haben;