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Buch.
Italien.
Renaissance
Decoration.
motiven gänzlich emancipirte, die noch in jenen römischen Mosaiken
kenntlich sind; es handelt sich jetzt nur noch um Linien, welche
das Auge richtig leiten und um Massen, welche den einzelnen
Theilen des Raumes richtig entsprechen.
Dass das Bodendessin, wenn eine reicher verzierte Flachdecke
vorhanden ist, dem Deckendessin entsprechen müsse, wird seit
der Laurenziana (ä. 158) als etwas sich von selbst Verstehendes
angenommen, z. B. bei Armenini, de' veri precetti, p. 159.
Laut Vasari X, p. 274, .v. di Tribolo könnte es scheinen,
als 0b die Idee letzterm angehört hätte, allein wenn M. An-
gelo die Decke entwarf, so sorgte er wahrscheinlich auch für
den Fussboden. Der letztere besteht aus einer Zeichnung in
weissem und rothem Backstein, welche damals und später in
nichtkirchlichen Gebäuden häufig vorkam und eine schöne Wir-
kung gestattet. 1
In bunt glasirten Bodenplättchen hatte das Mittelalter schon
das Mögliche geleistet. Die wenigen erhaltenen Beispiele aus
der Renaissance, die dem Verfasser bekannt sind, zu Bologna in
S. Giacomo Maggiore (Cap. Bentivoglio) und in S. Petronio
(5. Cap. links). Im XV. Jahrhundert ist das Dessin meist noch
etwas relieiirt; so war es in der (nicht mehr vorhandenen) Sacri-
stei v. S. Elena zu Venedig 1479, wo die länglich sechseckigen.
weiss und blauen Plättchen abwechselnd einen schwarzen Adler
und einen Zettel mit dem Namen der Stifter, Giustiniani, ent-
hielten; zu den prächtigen Intarsien der Wandschränke gewiss
die zierlichste Ergänzung. 2 Ein Verding solcher Platten zu
[Siena 1488, Vasaris VI, p. 141, Nota, v. di Signorelli. Die
jetzt ganz ausgetretenen in den vaticanischen Loggien, welche
Rafael bei den Robbia in Florenz bestellte, 3 waren glatt. Die-
jenigen im unzugänglichen obersten Stockwerk der Loggien, aus
der Zeit Pius IV., sollen besser erhalten sein.
161.
Die Inscriptionen und
Schönschreiber.
die
Die Inschriften als integrirender Theil von Kunstwerken
Wurden in diesem Zeitalter den römischen Inscriptionen der besten
Zeit nachgebildet. Da der Buchstabe für schön gilt an sich, so
wird er bisweilen in riesiger Grösse angewandt, wie eine andere
Kunstform. '
Die Inschrift an der Fagade der S. M. novella, in Florenz,
von L. B. Alberti, in Porphyr incrustirt; Vasari I, p. 98, In-
1 Vasari I, p. 177 , Introduzione.
Vasari VIII, p. 42, v. di RaHaello.
Sansovino,
Venezia,
fol.