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Buch.
Renaissance in Italien.
Architektur.
In Faenza baute nach Kräften Fürst Carlo Manfreddi, in
Ravenna die venezianische Regierung, in Forli Fürst Pino Orde-
lalio, der auch den bauenden Privatleuten mit Hülfe, Rath und
Gunst beistand und sein neues Palatium 1472 durch einen feier-
lichen Ritterschlag einweihte. 1
In Bolognaä bauten damals, besonders seit 1460, um die
Wette die Geistlichen, der päpstliche Legat, das halbfürstliche
Haus der Bentivogli, die Stadtbehörde, die Zünfte, die Privat-
leute und namentlich die reichen Professoren Privatpaliiste seines
Fürsten würdige; der Palast der Bentivogli nköniglichu; die
grossen und theuren Strassencorrectionen (s. unten.)
In Pesaro that Fürst Costanzo Sforza (Vetter des Moro)
das Mögliche für Correction und Ausbau der Stadt und schuf
die zierliche V este daselbst nper sua fantasiau
Der Ruhmsinn, verbunden mit einer entsetzlichen Gemüthsart
in Sigismondo hlalatesta, Fürsten von Rimini (st. 1467), dem
Zerstörer dessen, was andere gebaut, um das Material neu zu
vernutzen und kein Andenken als das eigene am Leben zu lassen.
Für sein S. Francesco (seit 1447), das er eigentlich sich selbst
und der schönen Isotta zu Ehren baute, wurde der Hafen und
viele andere Gebäude, Grabmaler, ein Stiftshaus und ein Glocken-
thurm zu Rimini zerstört und zu Ravenna der Marmor aus drei
alten Kirchen, S. Severo, S. Apollinare in Classe und Galla. Pla-
cidia geraubt. 3 i
Auch die Kleinsten strengten sich an. Simonetto Baglione,
der das Städtchen Diruta verwaltete, liess wenigstens die Piazza
pflastern und wollte auf kühnem Bogen von Fels zu Fels Wasser
herleiten, lauter Dinge nzu ewigem Andenkens, als ihn (1500)
sein Schicksal ereilte. 4
Bei den Herzogen vom Haus Este zu Ferrara, Borso (st. 1471)
und Ercole I. (st. 1505) sind die eigenen Bauten zahlreich, massig
und zweckmässig, das letzte Ziel weniger monumental als poli-
tisch: eine reiche, feste, stark bevölkerte grosse Stadt zu schaden.
Sie bauten gerade so viel selbst und regierten dabei "so, dass
Andere, auch eingewanderte Fremde, veranlasst (und wohl auch
genöthigt) wurden, ebenfalls und zwar nach der vorgeschriebenen
Richtung zu bauen. 5 Einmal schaut bei Borso eine babylonische
Denkart hervor, als er frohndweise in seiner Po-Ebene den grossen
künstlichen Montesanto aufschütten liess. Ueber die Correctionen
und Quartieranlagen s. unten. Um den herzoglichen Palast
Schifanoja herum entstand ein Palastquartier u. a. durch ein-
1 Ann. Foroliviens. bei Murat. XXII, C01. 227, 230. 2 Annalen des
Mönches Bursellis, bei Murat. XXII. 3 Vasari IV, 11.56, Nota, v. di Alberti.
Vgl. Cultur der Renaissance, S. 223. 4 Matarazzo, cronaca, archiv. stor. XVI,
II, p. 107. Vgl. Cultur der Renaissance, S. 29 1T. 5 Diariü Fßrrarese, bei
LWIurat. XXIV, und Annales Estenses, bei Mux-at. XX, luassim.