Ganze verzierte Wandbekleidungen aus der besten Zeit sind
kaum anderswo erhalten als in Klosterrefectorien und in Sacri-
steien, wo auch die leeren Wände eine mit den Wandschränken
harmonisch fortlaufende Holzbekleidung verlangten. In weltlichen
Gebäuden wird kaum mehr eine Boiserie von höherm Werthe
vorkommen.
Unter den erhaltenen Boiserien ist der Verfasser jetzt nicht
im Stande, das Beste anzugeben. Von den florentinischen
Stubengetäfeln ist vielleicht kein einziges erhalten; man zerstörte
sie theils weil die Mode wechselte, z. B. wenn man Arrazzen an
deren Stelle setzen wollte, theils auch um die in das Getäfel
eingelassenen oft miniaturartig zierlichen und werthvollen Ma-
lereien herauszunehmen. 1 Diese, welche eine Art von Fries in
Boiserie ausmachen mochten, sind für die erzählende Composi-
tion in Breitformat und für die mythologische, allegorische und
profanhistorische Malerei im Allgemeinen von nicht geringer
Bedeutung gewesen. Sandro Botticelli malte für einen solchen
Zweck z. B_: vier Scenen aus einer Novelle des Boccaccio,
(Vasari V, p. 113, v. di Sandro). Auch die im Commentar p. 124
erwähnten vier Bildchen mit den Trionfi Petrarca's könnten
wohl eine ähnliche Bestimmung gehabt haben. Vasari VII,
p. 119, v. di Pier di Cosimo, dessen wStorie di favoleu in
einem Stubengetäfel, ebenso pag. 121 nStorie baccanarieu, reiche
Bacchanale. Auch die vier Bilder mit kleinen Figuren, welche
Vasari lX. p. 102, v. di Franciabigio erwähnt, hatten vielleicht
eine solche Bestimmung. Die Uebernehmer der Holzarbeit
verfügten bisweilen je nach Gunst oder Ungunst über die Wahl
des betreffenden Malers. 2 In dem Prachtzimmer der Borg-
herini hätte man bei der Belagerung von 1529 gerne die Wand-
bildchen Andrea's (ibid, p. 268) weggenommen, um sie nach
Frankreich zu verkaufen; sie blieben nur, weil man das ganze
Getäfel hätte zerstören müssen.
Ausserdem mochte am ehesten die Thür mit einem Gemälde
geschmückt werden. Der Anonimo di Morelli erwähnt in Vene-
dig zwei solcher Thüren von Palma Vecchio, mit einer Ceres
und einer Nymphe; ferner Thüren, welche von einem Schüler
Tizians, Stefano, bemalt waren, in einem Zimmer des Hauses
Odoni; Truhen und Bettstatt waren von derselben Hand mit
Malereien geschmückt.
1 Vasari III,
(lel Sarto.
47
1
di Dello.
2 Vasari VIII ,
294
di A.