KaP-
Stein.
Sculptur in
Decorative
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in S. Giovanni e Paolo etc. In der Arabeske hat alles sich
schliingelnde Rankenwerk eine ungemein viel bessere Bildung,
als die senkrecht aufspriessenden vegetabilischen Motive und
vollends die trophäenartigen.
Im übrigen Oberitalien scheidet sich ein Marmorstyl und
ein Styl in Backstein, Stucco u. a. weniger edlem Material.
Der letztere hat seinen Hauptanhalt an Bologna, wo die vor-
handenen Marmorsachen sogar weniger eigenthümlich sind als
diejenigen in den genannten Stoffen; in diesen das beste von
Formigine und Properzia de, Rossi. (Es wird jedoch auch ein
Marmorarbeiter, Jacopo Duco um seines Laubwerkes willen be-
sonders gerühmt; Vasari IV, p. 251, v. di Ereole Ferrarese.)
Sehr eigenthümlich das prächtige Stuccograbnial Gozzadini in
der Servitenlgirche, von Gio. Zacchio. Die bedeutendste Back-
steindecoration ist wohl diejenige an der Fagade des Ospedal
maggiore zu Mailand (Fig. 129, vgl. ä. 44, 107), und an den
Hofhallen der Certosa zu Pavia (Q. 46). Im Ganzen ist die
Decoration in diesen unedeln Stoffen bei aller Kraft und Fülle
weniger fein empfunden und wird besonders im Stucco mit der
Zeit ziemlich schwülstig.
Der Marmorstyl hat seine wichtigste Stätte an der F acade
der Certosa zu Pavia (ä. 71), wo sehr namhafte Meister sowohl
Decoration als Bildwerke übernahmen: Gio. Ant. Amadio, Cri-
stoforo da Roma 135), Andrea Fusina 135), Cristoforo
Solari, genannt il Gobbo 67), Agostino Busti, genannt Bam-
baja u. a. m. Von einziger Pracht und Schönheit sind, besonders
die Candelaber als Fensterstützen und die Ausstattung der Fen-
ster überhaupt. (Fig. 130.) Dazu kommt noch Manches von der
Decoration des Innern; ferner eine Anzahl von Altären und
Grabmälern in mailändischen Kirchen (S. M. delle Grazie etc),
Arbeiten im und am Dom von Como, an der Facade von Lu-
gano, die Cap. Colleoni zu Bergamo, Altareinfassungen in den
Kirchen von Vicenza, auch zu Verona; endlich im Santo zu
Padua die Decoration der Pfeilerhalle, welche den Eingang der
Antoniocapelle bildet, von Matteo und Tommaso Garvi aus dem
Mailandischen, mit Hülfe des Vicentiners Pironi. (Ueber diesen
und den Giovanni von Vicenza, welche in ihrer Heimath viel
gearbeitet haben, Vasari XIII, p. 105, v. diJac. Sansovino.)
Das Gemeinsame dieses oberitalischen Marmorstyles gegen-
über dem florentinischen liegt in seiner reichen, unbedenklichen
Fülle, welche sich auch auf die Umdeutung gothischer Formen
einlässt. Die Pyramiden des Domes zu Como, ä. 81; die vor-
tretenden Portalsalulen, ä. 37, 51, jetzt bisweilen zu prachtvollen
selbst mit Figuren reich besetzten Candelabern umgestaltet; z. B.
am Seitenportal des Domes zu Como und an der oben erwähnten
Kugler, Gcsch. d. Baukunst. IV. 15