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Buch.
Renaissance in Italien.
Decoration.
Die hohe Wichtigkeit, welche Siena den ltlarmorarbeiten
beilegte, wobei man sich durchaus nicht an Stadtkinder (wie
z. B. Vecchietta 1412; 1480) band, erhellt aus den genauen
Contracten mit dem Florentiner Bern. Rossellino über eine Thiir
im Pal. Pubblico 1446 (Milanesi II, p. 235), sodann mit Urbano
da Cortona über einen Prachtaltar im Dom (ib. p. 271) u. s. W.
Der Mailänder Andrea F usina arbeitete 1481-1485 den grossen
Wandaltar des Card. Piccolomini im Dom (ib. p. 376, vgl. ä. 144)
und Michelangelo, der später (seit 1501) einige Figuren für die-
sen Altar schuf, meisselte vielleicht zugleich (las herrliche mar-
morne Ciborium für den Hochaltar in S. Domenico, Welches ihm
zugeschrieben wird. e- Und zu gleicher Zeit besass Siena die
Künstlerfamilie der Marrini (nicht Marzini), Wovon Lorenzo einer
der grössten Meister dieses Faches und ein sehr bedeutender
Bildhauer war. Ihm gehört die Marmorbekleidung des Einganges
zur Libreria im Dom und der Hochaltar in Fontegiusta, das
vielleicht allerschönste Werk der ganzen Gattung, sowohl in Be-
treff des Figürlichen als des Decorativen. 1 Bald. Peruzzi zeich-
nete ihm vielleicht den schönen Marmorsitz vor, den er für die
Halle der Nobili arbeitete. 2
Eine ununterbrochene Uebung dieses Zweiges aus eigenen
Kräften hat jedoch nur Florenz, wo im Jahr 1478 sich 54 Werk-
stätten befanden, nfür Arbeiten in Marmor und Sandstein, in
Relief, Halbrelief und Laubwerkß 3 Ohne Zweifel wurde Vieles
auswärts versandt.
Brunellescds Zierarbeiten, schön und sehr gemässigt: die
Lesekanzel im Refectorium der Badia bei Fiesole und der Brun-
nen in dessen Vorraum das Weihbecken in S. Felicita zu
Florenz. (ob noch vorhanden?), vielleicht auch der Sacristei-
brunnen in S. Lorenzo, ein Werk von einfach genialer Erfindung,
das indess zwischen B. und Donatello und Verocchio streitig ist. 4
Die sonstigen Arbeiten des letztern, nicht frei von Wunderlich-
keiten, haben wenig Einfluss auf die Gattung als solche gehabt;
schon mehr diejenigen des Michelozzo, der sich 5 als Donatellds
Compagnon zur arte dell, intaglio bekennt, nämlich die Deco-
ration der Capelle im Pal. Medici (Riccardi), seine Altartaber-
nakel in S. Miniato und der Annunziata etc. (vgl. ä. 34);
wiederum weniger die des Bern. Rossellino (Grabmal des Lio-
nardo Aretino in S. Croce). Was die Zeichnungen in Fila-
rete's Baulehre 31) ergeben, ist uns nicht bekannt.
Der vollendete Reichthum und Geschmack in der Anordnung
und Abstufung: Desiderio da Settignano (Grabmal des Carlo
1 Vasari V. p. 284, v. di Pinturicchio; Milanesi III, p.
3 Fabr-"oni, Laurent. Med. magnif. vita, Adnot. 200.
v. di Donatello. 5 Gaye I, p. 117.
äibgp. 137.
Yäzasari In, P- 259"