Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 4)

Buch. 
Renaissance in Italien. 
A. Architektur. 
im Gebiete "der andern collectiren liessen, so wären Pisaner, 
Bologneser, Sienesen, Florentiner, Venezianer einander wohl son- 
derbar vorgekommen, wenn eine dieser Städte ähnliches versucht 
hätte. Höchst einträglich war der Ablass Bonifaz IX. für den 
Dombau zu Mailand 1391, den Besuch der dortigen 5 Haupt- 
kirchen dem der römischen Patriarchalkirchen gleichstellend. 1 
Ebenso die jährliche Oblation am Frohnleichnamsfeste, 2 daneben 
ungeheure Collecten an einzelnen Wallfahrtsstätten; Gaben einer 
bunt gemischten Pilgerschaft; die alljährliche am Grabe des 
heiligen Antonius zu Padua warf oft bis 400 Goldstücke ab. 3 In 
Venedig wurde S. Maria de' miracoli 1480 aus einer bloss örtlichen 
raschen Collecte von 30,000 Dukaten erbaut; ebenso S. Giovanni 
Crisostomo 1497 meist aus Ablassgeldern. 4 
Besonders zahlreiche Stiftungen und Herstellungen von Kirchen 
und Klöstern geschehen in Schreckenszeiten, z. B. zu Ende des 
XV. Jahrhunderts in Perugia. 5 Doch sind die Oblationen bis- 
weilen nur scheinbar freiwillig, 6 wie denn z. B. die für den Dom- 
thurm von Ferrara seit 1451 thatsächlich vorgeschrieben waren. 
ä. 2. 
Die Baugesinnung der 
Florentiner. 
In den freien Städten will vor Allem der munizipale Stolz 
in einem mächtigen Dombau sich selber ein Genüge thun und 
die Nachbarn übertreffen. Die blosse Devotion, dem Anschwellen 
und Abnehmen unterworfen, tritt zurück neben Staatsbeschlüssen 
und Steuern.   
Von Venedig und Pisa im XI. Jahrhundert ist das Nähere 
hierüber nicht bekannt. Aber 1153 werden die Kosten für das 
Baptisterium zu Pisa durch eine städtische Auflage gedeckt und 
dann, der Sage nach, Säulen, Pfeiler und Bogen binnen funfzehn 
Tagen aufgesetzt. 7 Arezzo, welches das für den Dombau be- 
stimmte Legat Gregors X. (st. 1276) mit Kriegen ausgegeben, 
beschloss eine Abgabe seines ganzen Gebietes auf -alle Zukunft. 3 
Insbesondere ergreift der florentinische Staat sowohl als 
jede einzelne Behörde desselben jeden Anlass, um ihren monu- 
mentalen Ruhmsinn auch schriftlich auszusprechen, sogar durch 
Lob der Künstler. 
Der Auftrag Arnolfo's zum Dombau 1298 lautet nauf solche 
höchste und kostbarste Pracht, dass menschliches Streben und 
1 Corio, Storia di Milano, fol. 269.  2 Petri Candidi Decembrii vita. Phil. 
ariae Vicecom. bei Muratori XX, C01. 998.  3 Mich. Savonarola de laudi- 
s Patavii bei Murat XXIV, C01. 1148. (Geschrieben nach 1445.)  4 Mali- 
ro, aynn. Veneti, archiv. stor. VII, II, p. 705.  5 Matarallü, cronaca. 
hiv.st0r.XVI, II, p. 6.  6 Diario Ferrarese, bei Murat XXIV, C01. 197.  
asari I, p. 210, in Proemio ß. 14.  B Vasari I, p. 305, s. vita. di lXIargaritone.
	        
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