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Buch.
Renaissance in Italien.
A. Architektur.
und Statuen gelten und auch dazu ist es im XV. Jahr-
hundert an weltlichen Gebäuden fast nie und im XVI. nur
selten gekommenq aus Ehrfurcht vor der Herrschaft des Kranz-
gesimses.)
101.
Oeffentliche Paläste; ihre
Säle.
Paläste für öffentliche Zwecke werden besonders charak-
terisirt durch grosse Säle und hallenmässige Oeifnung nach
aussen. Das Mittelalter mit seinem wirklichen politischen Leben
hatte die Gestalt solcher Bauten bereits im Grossen festge-
stellt. (ä. 21.)
Von den grossen Sälen ist kaum einer mehr in derjenigen
Gestalt erhalten, welche ihm die goldene Zeit gab; auch die sala
del gran consiglio im Dogenpalast und der obere Saal der Scuola
di S. Rocco zu Venedig sind beherrscht von spätvenezianischen
Malereien; der grosse Saal im Signorenpalast zu Florenz ist,
so wie man ihn sieht, erst das Werk Vasarils, der ihm indess
doch einen reichen hintern Abschluss zu geben wusste. Von
demjenigen im Pal. communale zu Brescia, sowie von dem im
Innern des Pal. del Podesta zu Bologna befindlichen (170 auf
74 Fuss, einst zum Conclave Johannes XXIII, später zum Theater
und zuletzt zum Ballspiel gebraucht) weiss Verfasser nichts in
Betreff des Innern anzugeben; die Decken, innen cassettirt oder
bemalt, hängen am Dachgerüste.
Den Salone in Padua erreicht keines dieser Gebäude an
Grösse. Das Verhältniss der Grösse zur Höhe und die Beleuch-
tung ist kaum irgendwo angenehm, so dass solche Säle neben
grossartigen Klosterrefectorien und Capitelhäusern mit Oberlicht,
zumal gewölbten, zuriickstehen müssen. Der schönste grosse
Saal der Renaissance, freilich schon auf der Neige des Styles,
ist nach meinem Dafürhalten die Sala regia des Vaticans mit
ihrem von Perino und Daniele da Volterra herrlich stucchirten
Tonnengewölbe (Q. 177), ihren fünf Pforten und ihrem einzigen,
mächtigen, in der Höhe angebrachten Fenster.
Vasari zählt die grosscn Säle auf bei Anlass des florentini-
schen, den er selber umbautezl einer im Pal. di Venezia zu
Rom ein von Pius II. und Innocenz VIII. erbauter im Vati-
can (verbaut), einer im Castcll (nuovo) zu Neapel dann die
Säle des Palastes zu Mailand (jedenfalls verbaut), des Pal. von
Urbino (wo sich kein besonders grosser Saal befindet), nebst den
bekannten von Venedig und Padua.
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123:
Cronaca.