die Fagade als Ganzes preis, erhob aber deren Krümmung zu
einem Motiv des höchsten Reizes in der Halle des Erdgeschosses
und vertheilte Corridore, Treppen, Säle und einen nur kleinen,
aber einzig schönen Hof (ä. 35) auf den unregelmässigeii Grund-
plan in Weise (Fig. 102). Alle Einzel-
formen sind vom Besten der goldenen Zeit. In P. Linotte
(vgl. Fig. 100) verstand er es, wenigstens auf geringer, wenn
auch nicht unregelmässiger Grundiiäche, einen höchst edeln Bau
mit zierlichster Anlage des Höfchens und der Treppe zu errich-
ten. (Bei Serlio L. VII, p. 128 die früheste Anweisung, wie
man sich bei unregelmiissigem Grundplan zu helfen habe, wahr-
scheinlich nach Beispielen aus Rom.)
In Rom kommen um diese Zeit die Zwischenstockwerke
oder Mezzanine mehr in Gebrauch, ohne doch bei den bessern
Architekten nach aussen den Charakter eines wirklichen Stock-
werkes zu erhalten.
Oberste kleinere Geschosse für die Dienerschaft mit kleinen
Fenstern, welche dann gern den obersten F ries einnehmen, sind
langst und überall vorhanden. Die römische Neuerung besteht
darin, dass auch die Herrschaft in der Mitte des Hauses niedri-
gere Räume verlangt und zwar für leichtere Heizbarkeit im
Winter, wie Serlio ausdrücklich bezeugt. Wenn ferner irgend
ein Stockwerk grosse und kleine Raume neben einander enthielt,
so musste in letztern oft weit unter der wahren Decke eine
falsche eingesetzt werden, und es entstand ein leerer Raum (ein
,s. g. vano), den man sonst hauiig den Mäusen und dem Dunkel
überliess, nunmehr aber gern zu Zwischenwohnungen benützte.
Serlio B. VII, p. 28: nTutti li luoghi mediocri et piccoli si ani-
mezzaranno per piü commsditau, d. h. sobald ein Raum zu klein
ist für die allgemeine Stockwerkshöhe, halbirt man ihn. Einst-
weilen aber werden die betreffenden Fenster nach aussen immer
nur beiläufig angebracht, in einem Fries oder im Sockel der
nachstobern Ordnung oder innerhalb, derselben Ordnung mit dem
darunter befindlichen Hauptstockwerk (letzteres in den ltagaden
Bramanteß) oder in der Füllung eines Bogens. Erst etwa seit
1540 proclamirt sich das Mezzanin nach aussen als besonderes
Stockwerk, nicht zum Vortheil der Composition, welche in der
guten Zeit möglichst wenige und grosse Abtheilungen liebte. (An
Sanmichelfs Palästen zu Venedig und Verona (S. 94) kommen
sehr kühne Eintheilungen vor; doch hat er-das Mezzanin einst-
weilen nur im Hof des Pal. Canossa zu Verona als besonderes
Zwischengeschoss gegeben.)