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Buch.
Renaissance in Italien.
Architektur.
qua zu Verona gab er dem Obergeschoss über einem Rustica-
Plrdgeschoss den Charakter hoher Festlichkeit; am Pal. Pompei
ebenda den Charakter ernster Pracht. (Fig. 94.)
Mailand hat bei einer Fülle trefflicher Bauten doch keinen
besondern Palasttypus und Genua erhält den seinigen erst später.
Neapel ist auffallend arm an Palästen der guten Zeit. Ueber
die rnailandischen Backsteinhöfe etc. 46; über Genua 105.
In Neapel ist schon im XV. Jahrhundert die Vorliebe für grosse
Einfahrten bemerklich; das einzige wahrhaft classische Gebäude,
Pal. Gravina von Gabriele diAgnolo, ist so umgebaut, dass es
besser nicht mehr vorhanden Ware.
Rom
und
seine
Bauherrri.
Rom, welches sich die Kräfte von ganz Italien aneignet,
hat nicht nur Wegen verschiedener Ilerkunft der Künstler, son-
dern wegen sehr verschiedener Absichten der Bauherrn keinen
vorherrschenden Palasttypus. Es ist in den Jahren 1500 bis
1540 die Stadt des stets Neuen und Abweichenden, der grösste
Tauschplatz architektonischer Ideen. 1
Die Bauherrn sind die vornehmen Hauser, welche sich früher
mit dem Bauwesen von Landbaronen begnügt hatten; ihr Mass-
stab steigt seit 1470, da z. B. ein Orsini den Palast zu Bracj
ciano baute nnon tam ad frugalitatem romani proceris (Barons)
quam ad romanor. pontificum dignitatemß 2. Ueber die reichern
Oardinale s. ä. 8. Seit 1500 Pal. della Cancelleria (für Cardinal
Rafael Riario), Pal. Giraud (für Cardinal Hadrian von Corneto),
Pal. Farnese (für Paul III. als Cardinal u. a. m. Die früheste
Ventilation, freilich nur als Vorrichtung des Augenblickes, mit
Blasebälgen, 1473 bei einem fürstlichen Empfang im Palast des
Cardinals Pietro Riario. 3
Von Pralaten jeden Ranges, Schreibern der [iäpstlichen
Curie u. s. W. sind mehrere der wichtigsten kleinern Paläste
und Häuser gebaut. Zum Theil wohl, weil es keine sichere An-
lage des Vermögens gab und weil man keine Leibeserben hatte.
Dazu die Batilust und die Sorge für Unverganglichkeit des
Namens, den man gern in allen Friesen Wiederholte.
Der Bauwetteifer weltlicher Familien sucht einen bestimm-
ten Rang gleichartig auszudrücken, derjenige geistlicher Herrn
ist frei der Originalität hingegeben. Auch wer sein Erdgeschoss
zu Buden vermiethete, wollte doch einen Palast haben, so dass
die Miethe den grössern Bauaufwaud decken half. S0 am Pal.
' Lätarouilly ädifices de Rome moderne, III Tomes.
bel Murat. XXIII, C01. 147. 3 Corio storia di Milano,
J ac. Volaterran.
417, s.