134
Buch.
Italien.
Renaissance in
Architektur.
vollgepfropftu habe. Auch seine Lobrede auf nächtliche Be-
leuchtung ist vielleicht eine urchristliche Reminiscenz, obgleich
er dabei von den Alten redet. welche DlIl den Schalen ihrer
Candelaber grosse wohlduftende Flammen anzündetenß
Höchst bezeichnend für die Herrschaft der Bauform ist seine
Polemik gegen Fresken, welche höchstens in die Vorhalle ge-
hören; statt derselben verlangt er Tafelbilder und noch lieber
Statuen für das Innere. Zweimal empfiehlt er die Incrustation,
vielleicht nur, um den Fresken zu entgehen. (Vgl. S. 265.) Die
Fenster verlangt er massig gross und in der Höhe, so dass man
durch dieselben nur den Himmel erblicke. Ja der Schauer eines
gewissen Dunkels" vermehre die Andacht. (Gleichzeitig gegen
1450 spricht M. Savonarola sogar von einem V erhältniss der
dunkeln Gassenhallen zur andächtigen Stimmung und zwar bei
Anlass von Padua. 1 Dagegen rühmt Pius II. Qan seiner Kirche
zu Pienza die Helligkeit.)
Symmetrie
Die
des
Anblickes.
Zu dem beabsichtigten Eindruck gehört vor Allem, dass die
Symmetrie des Anblickes (S. 30) wenigstens im Innern nicht
gestört werde. Das XV. und XV I. Jahrhundert bringen derselben
sowohl in schon bestehenden Kirchen als auch in Neubauten
sehr namhafte Opfer. Die Schwesterkünste sollen sich zwar
einfinden, aber der architektonischen Gesammtwirkung unter-
ordnen.
Die bisherigen Kirchen waren voller Einbauten, z. B. vor-
tretender Altäre und Grabmaler; man nrepurgirteu sie und
stellte für die Neubauten strenge Gesetze auf. Schon 1391
wurde im Dom von Florenz die Errichtung eines Prachtaltars
am zweiten Pfeiler rechts nur gestattet, wenn der Altar nicht
breiter werde als der Pfeiler und keine Wappen daneben auf-
gehängt würden. 3 Im XV. Jahrhundert sind namentlich die
Päpste streng hierin. Nikolaus V. (1447_1455) verfügte zum"
Voraus für seinen Neubau von S. Peter, dass keine Gräber.
auch nicht von Päpsten und Pralaten diesen Tempel beflecken
solltenß Pius II. (1458_1464) liess zwar den alten Bau stehen,
demolirte aber die sehr ungleichen Capellen und baute sie nach
der Schnur um, wodurch der Anblick des Innern naugustior et
patentioru wurde. Als er für den Schädel des h. Andreas eine
grosse Capelle anbaute, musste rings Alles weichen, auch Papst-
und Cardinalsgräber, welche den Raum der Kirche nwillkürlich
1 Bei Murat. XXIV, C01. 1179.
carteggio I, p. 534. 4 Vitae Papan,
"Ä Comment. L. IX, p. 431.
bei Murat. III, II, C01. 935.
s G3ye'