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der Kirchen.
Composition
Die
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sehen, dass über einem quadratischen Sockel und Erdgeschoss
drei Rundgeschosse, dann ein Quadrat von vier leichten Bogen
und endlich ein runder Monopteros mit sphärischem Kuppelchen
folgt; für Alles werden Proportionen und Details
angegeben. Natürlich folgte ihm Niemand. Die l
runden oder polygonen Formen kamen höchstens
am obern Abschluss vor, so an zwei profanen Thür-
men zu Bologna. 1
Der bestausgestattete Thurm des XV. Jahrhun-
derts (Halbsäulenordnungen mit Bogen, kräftige
Eckpilaster, alles Marmor von Schichten verschie-
dener Farbe) derjenige am Dom von Ferrara.
Ganz armselig diejenigen Thürme, welche nur
magere Eckpilaster zur Einrahmung der Stockwerke
haben. Das Beste war, wenn man die Pilaster ent- _
weder ganz aufgab und Wandbänder ohne Verpiilich- 2.5:
tung auf anderswoher gebotene Proportionen an- iiiäjfißi'x
wandte; z. B. an mehreren Thürmen von Venedig Fig 75 Thmfnäan
(deren lothrechte Stellung Sabellico 2 etwas zu früh S- Slpiliito- (Nohh)
rühmt); oder wenn man die Pilaster frei behan-
delte, so dass sie z. B. zweien Stockwerken entsprechen und
also eine mächtigere Bildung erhalten. So an dem Backstein-
thurm von S. Spirito in Rom (von Pintelli?), welcher in seiner
kräftigen Einfachheit vielleicht der edelste Thurm der Früh-
renaissance ist. (Fig. 75.)
ä. 79.
Glockenthurm des XVI.
Der
Jahrhunderts.
Das XVI. Jahrhundert gab den Thürmen seine kräftigere
Formensprache und nahm sie bisweilen zu zweien oder zu
vieren in die Composition des Kirchenbaues auf , mit dessen
Ordnungen nunmehr die ihrigen in strengerer Harmonie stehen.
(Ueber einzelne damals bewunderte Thürme s. Vasari.) 3
Bisweilen scheute man sich doch vor den Thürmen, die
man in die Composition aufnahm, wie vor fremden Gästen.
An der Kirche zu Montepuylciano (ä. 64), wo sie in den
vordern Ecken des griechischen Kreuzes stehen, und den Ord-
nungen des Hauptbaues völlig gehorchen, bleiben sie doch durch
Gässchen von demselben getrennt. (Nur der eine ausgeführt.
Fig. 76.) Im ersten Bande des Sammelwerkes von Basan eine
Fagade, angeblich von Rafael, (leren Thürme zu den geistreichern
1 Bursellis annal. Bonon. bei Murat. XXIII, C01. 909, 911. Ebenda,
C01. 888 die Nachricht, wie 1455 ein Kirchthurm 4 Klafter von der Stelle
gerückt wurde. 2 A. a. O. L. II, fol. 86. 3 IX, p. 226, Nota, v. di
Baccio d'Agnol0; XI, p. 122, s., v. di Sanmicheli.