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Buch.
Renaissance in Italien.
Architektur.
Spirito (Fig. 58) nach seinem Modell (ä. 59) gebaut. Vorzüg-
lich an S. Lorenzo entwickelte er die ganze Macht und Bedeu-
tung seines Saulenbaues" mit Bogen 35) und die volle Reife
des Raumgefühls. ,F(Das Intervall von Säule zu Säule gleich dem
von der Säule zum entsprechenden Waudpfeiler und gleich der
Hälfte des Mittelschiffes.) In den Nischen (hier rechteckig) soll-
ten Malereien die ganze Tiefe ausfüllen. 1 Die Kreuzungskuppeln
in beiden Kirchen anspruchslos und nicht Brunellescds Werk.
Der Chor in S. Lorenzo einfach quadratisch nach Art mancher
Bettelordenskirchen; in S. Spirito die Saulenhalle um Querschiff
und Chor herumgeführt, mit reichem Durchblick, aber unschön
wirkenden zweitheiligen Abschlüssen. Aussen hat S. Lorenzo
römisches Gebälk über der glatten Mauer; sonst beide Kirchen
ganz schlicht, die Fagaden Rohbau. In Toscana sonst aus
dem XV. Jahrhundert nur noch der Dom von Cortona mit
(falschem oder ächtem?) Tonnengewölbe.
Alberti (L. VII), der auch hier Heidnisches und Christliches
vermengt, rühmt doch deutlich an der Basilica (gegenüber der
gewölbten Bauweise) die bessere Akustik, gestattet gegen sein
sonstiges Vorurtheil 35) hier Bogen über den Säulen, redet
sogar von Basiliken mit Obergeschoss und grossenr Fenstern in
der Mauer darüber, verlangt für letztere metallenes Gitterwerk
und beschreibt Profilirung und Zierrath der Deckencassetten und
deren wohlthatige Abwechselung mit Rundfeldern. Doch zieht
er das Wölben vor wegen grösserer vdignitass und Sicherheit ge-
gen Brände.
In Oberitalien gibt es eine bedeutende Gruppe von Säulen-
kirchen mit Tonnengewölben, welche von niedrigen Kuppeln un-
terbrochen werden oder damit beginnen oder schliessen. S. Fran-
.cesco in Ferrara, 1494, von Pietro Benvenuti; S. Benedetto
ebenda, -um 1500, von Gio. Battista und Alberto Ilristani;
S. Sisto in Piacenza, gegen 1500, vermuthlich von Bern. Zac-
cagni. 2 (Vgl. 80.) Die Nebenschiife, mit lauter Cupoletten
bedeckt, öffnen sich gegen Reihen von tiefen Capellen; reiche
Rundschlüsse des Chores und der Kreuzarnie, üppige Decoration,
aber fast gänzlicher Mangel an Oberlicht.
Einfachere Basiliken mit Tonnengewölbe: S. M. in organo
zu Verona, 1481, und S. Bartolommeo a porta ravegnana
zu Bologna. Flachgedeckte Basiliken: S. M. in vado zu Fer-
rara, 147 ö von Biagio Rossetti und Bart. Tristani, S. Michele
zu Venedig, 1466 von Moro Lombardo 41, 43), SS. Piero
e Paolo auf Murano, 1509. S. Zaccaria in Venedig, 1457
von Martino Lombardo (Fig. 60), noch halbgothische Parallele
1 Vasari I, p. 38, in seinem eigenen Leben.
Lübke's Gesch. der Archit. 3. Aufl, S. 664.
2 Vgl.
den
Grundriss
in