der Kirchen:
Composition
Die
111
Ser1io's damalige Theorie über die Ordnungen an Facaden
(L. die dorische für Kirchen heldenmüthiger und ritter-
licher Heiliger, die korinthische für Kirchen der Madonna
und heiliger Jungfrauen, die ionische für Heilige wfra il
robusto et il teneroß z. B. für heilige Matronen. Serlio gibt
den Gliederungen gerne ein starkes Relief, wie z. B. der Auf-
riss L. VII, p. 110 mit Dreiviertelsäulen und vorgekröpften
Gebälken beweist.
Die Obelisken, Candelaber, Statuen u. s. w., welche Ecken
und Mitte der Facaden krönen und gleichsam eine überschüssige
Kraft derselben in die Luft ausklingen lassen, werden besonders
reichlich in dieser Zeit angewandt; siehedie mit Obelisken be-
ladene Facade von S. M. dell, Orto zu Rom (Giulio Romano?)
und des jüngern Sangallds Project für S. Peter, wo man frei-
lich in den vielen naguglieu ein gothisches Element erkannte. 1
In der That hatte schon die Frührenaissance solchen Schmuck
zum Theil als Erbstück aus dem Gothischen hie und da ge-
braucht. (ä. 19.)
ä. 73.
der Nachblüthe.
Fagaden
In der Periode von 1540 bis 1580 (vgl. ä. 56) stellt sich
hauptsächlich in Rom derjenige Durchschnittstypus der Facaden
fest, welcher dann auf den Flügeln der Gegenreformation in alle
Welt getragen wurde. In all seinen verschiedenen Schattirungen
strebt derselbe jedesmal nach einer conventionellen Harmonie,
welche für jene Zeit eine vollkommene Wirklichkeit hatte. Die
wahrste Aufgabe der Renaissance, der Centralbau konnte, wie
hier absichtlich wiederholt werden muss, entweder die Facade
entbehren oder er ordnete sie dem Ganzen, zumal der Kuppel,
unter. Die einseitige Ausbildung der hievon emancipirten Facade
war ein Unglück. Allein sie bildet nun einmal, wie Alberti
ominöser Weise schon 1447 gesagt hatte, eine smusicau und man
wird dereinst wieder v01i ihr lernen, wenn gewisse Täuschungen
aus der Architektur unsres Jahrhunderts geschwunden sein werden.
Die Fagade Einer Ordnung, wie sie jetzt besonders Palladio
liebte, ist von der Bauwahrheit um einen Schritt weiter entfernt
als die von zwei Ordnungen, weil sie auf den Breiteunterschied
von Oberbau (Mittelschiff) und.Unterbau (Nebenschiiie oder Ca-
pellenreihen) keine Rücksicht nimmt; dazu ist sie schweren Dis-
harinonien des Einzelnen unterworfen. Die Facade von zwei Ord-
nungen hat jetzt in der Regel wieder nur Pilaster, unten meist
korinthische und oben composita, später unten häuüg dorische;
Vasari X,
17
7
di Ant.
Sangallo.