Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 4)

Käp- 
Die Composition 
der Kirchen. 
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nahe an die absolute Vollendung ausgebildet und einer künftigen 
Religiosität zum Vermächtniss hinterlassen. 
Der Centrallaau ist das Letzte im Reich der absoluten Bau- 
formen wie der griechische Tempel das Erste. Seine hlöglichkei- 
ten sind noch lange nicht erschöpft; es magpZivischenperioden 
geben wie unser XIX. Jahrhundert, welches das Pensum des XIII. 
noch einmal aufsagen muss  immer von Neuem wird jene 
grosse Aufgabe auftauchen, wobei" die Versuche der Renaissance 
als unentbehrliche Vorstufen glänzend in ihr _Recht eintreten 
werden.  
Im Norden schuf die spät-romanische Phantasie in den- 
selben Jahren (bald nach 1200) das Zehneck von S. Gereon zu 
Köln und das Idealbild des Graltempels, und bald folgte der 
einzige nennenswerthe gothische Versuch, die Liebfrauenkirche 
zu Trier. 1 
Für Italien ist wichtig die Bewunderung und der mythische 
Ruhm, welche das Pantheon genoss (s. d. Mirabilia Romae in den 
verschiedenen Redactionen) und noch mehr die hohe Stellung, 
welche man S. Lorenzo in Mailand anwies. Benzo von Alba 
im XI. Jahrhundert sagt 2 von dem im Verfall begriffenen Ur- 
ban: miumqiiicl est in toto mundo aula tam mirabilisW  Ar- 
nulf von Mailand 3 bei Anlass des grossen Brandes: ntemplum 
cui nullum in mundo simileu  Fazio degli Uberti um 1360 4 
glaubt sich in dem ngrossen und schönen Bauu nach Rom ver- 
versetzt. Auch der wahrste Beweis der Bewunderung, die Nach- 
ahmung, fehlt nicht (ä. 16). Der Eindruck beruhte auf der 
geistvollen und imposanten Anordnung des obern und untern 
Umganges um den Kuppelraum. 5  
Die Baptisterien, zum Theil mit Umgängen, hielten die 
Uebung des Centralbaues wach; in Florenz erhielt sogar die 
Kathedrale diese Form (ä. 17, 19). Vgl. auch den walten Doms 
zu Brescia. Erst das Gothische gab dem Langbau wieder das 
Uebergewicht. 
Im Centralbau herrscht der Mittelbau wo möglich in Gestalt 
einer hohen Kuppel gleichmässig über alles Uebrige, mögen es 
vier gleiche Kreuzarme oder ein Kranz von Capellen oder von 
Umgängen sein. Er soll innen schön über dem lichten Unter- 
bau schweben, aussen mächtig darüber ragen.  Bei der Anord- 
1 Ein reines Achteck. die Karlshoferkirche zu Prag, s. bei Lübke, Gesch. 
d. Architektur, III. AufL, S. 565, und Kugler, Gesch. d. Baukunst, III, S. 312.- 
2 Ad Heinr. IV, ap. Pertz XIII, p. 680.  3 Gesta archiepp. Med. III, 24, 
ap. Pertz X.  4 Dittamondo, L. III, c. 4.  5 San Lorenzo erscheint mir 
noch immer dem Grundplan nach, welcher hier entscheidet, als ein Palast- 
oder Thermenraum Maximian's des IIerculischen, um 300; unter Galla Placidia 
im V. Jahrhundert nur umgeweiht zur Kirche. Die Gründe muss ich hier 
schuldig bleiben.
	        
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