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Erstes Buch.
Architectur.
Backsteinfassade.
Die
Allein auch die Renaissance wird in diesen Gegenden und in
diesem Stoffe mit einem freien Sinn auf höchst eigenthümliche Weise
gehandhabt, so dass das Auge von dem, was sie hier nicht gibt, nichts
vermisst. Dem grossen Reichthum an Compositionsgedanken entspricht
ein feiner und heiterer Schön-
hoitssinn im Einzelnen.
Man muss sich hier imnier
g: g; "s, von Neuem sagen, dass ohne
lällß Willi, die grossen Florentiner auch
z die Bolognesen und Lombarden
z f:- I, doch nicht aus ihrer zwar
JQHTIW; relchen, aber schon zweifelhaft
5 h: ll?l" llw gewordenen Gothik herausge-
l H1 kommen waren.
. An den Palastfassaden war
eine Einschränkung der antiken
in f: Formen schon vorgeschrieben
durch die nothwcndig zarte, aus
' kleinen Theilen bestehende Ge-
ltmi simsbildung. Auf Pilaster, deren
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strengere antiquarische Logik
ii hier vom Uebel gewesen.
Fig. 18. Pal. Fava in Bologna, Fassade. (NohL) Bei den Palästen von B0-
logna gehören die Erdgeschosse
Zu den fortlaufenden Strassenhallen; für ihre backsteinernen Säulen mit
den reichen, fröhlichen Sandsteincapitälen irgend eine bestimmte dorische
oder corinthische Proportion zu verlangen, wäre Thorheit, schon das Auge
würde bei der Grösse der Intervalle durch eine zu schlanke Bildung nur
beunruhigt Werden.
(Man musste ohnehin solche Backsteinsäulen später oft zu Pfeilern
verstärken; Serlio L. VII, p. 156 beschreibt das Verfahren. Wo die Mittel
reichten, ersetzte man sie auch wohl im Laufe der Zeit durch Marmor-