Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 1)

Buch. 
Erstes 
Architectur. 
grossen Florentiner selbst an die Decoration, sobald es ihnen die strenge 
Kunst erlaubte. 
Michelozzo meisselte selber Capitäle, wenn ihn der Eifer ergriff; so 
z. B. für eine Thür im Signorenpalast zu Florenz; Vasari III, p. 275, 
v. diMichelozzo. Schön gearbeitete Capitäle führten bisweilen zu grössern 
Aufträgen; Andrea Sansovino bekam darauf hin die Durchgangshalle 
zwischen Sacristei und Kirche in S. Spirito zu bauen; Vasari VIII, p. 121, 
v. di Cronaca, und p. 162, v. di A. Sansovino. 
In der Theorie Weist z. B. um 1500 der Neapolitaner Gioviano Pon- 
tano (ä. 9) dem Ornament die erste Stelle an und gestattet selbst dessen 
Uebertreibung: et in ornatu quidem, cum hic maxime opus commendet, 
modum excessisse etiam laudabile est;  der Florentiner Alberti dagegen, 
der es in seinen Bauten liebte, weist ihm doch in seinem Lehrbuch schon 
50 Jahre früher einen nur secundären Rang an. L. VI, c. 2: Die Schön- 
heit liege in einer solchen Harmonie aller Theile, die bei jedem Hinzu- 
fügen oder Weglassen verlieren würde; weil es aber thatsächlich noch 
immer scheine, als müsse etwas hinzugefügt oder weggelassen werden, 
und doch das Vollkommnere schwer anzugeben sei, so habe man die 
Zierformen eingeführt, als eine subsidiaria lux, als complementum der 
Schönheit. Letztere müsse dem Ganzen eingeboren sein und es durch- 
strömen, während das Ornament die Natur von etwas äusserlich Ange- 
heftetem behalte. L. IX, c. 8, s. nochmalige Ermahnung, den Schmuck 
zu mässigen und weise abzustufen. 
Säule, 
Die 
Bogen und 
der 
gerade 
das 
Gebälk. 
Die Säule war in Italien niemals ernstlich durch den gegliederten 
Pfeiler verdrängt worden; jetzt wurde sie ihrer echten Bildung zurück- 
gegeben und wieder mit ihrer alten Zubehör von Basen und Gebälken 
in Verbindung gebracht. 
Die Begeisterung für die Säule "als solche ä. 30. Von den Gesetzen 
ihrer optischen Erscheinung weiss Alberti u. a.: Dass Säulen, wenn sie 
sich von der Luft abheben, schlanker erscheinen als vor einer Wand und 
dass schon desshalb die Ecksäule entweder dicker gebildet werden oder 
mehr Canneluren erhalten müsse, was optisch denselben Dienst  thue. 
(Letzteres aus Vitruv IV, 4, aber in neuer Anwendung.) 
Gegen das Canneliren überhaupt zeigt die Renaissance eher Wider- 
willen (5. 134). Entscheidendes Beispiel: die 4 glatten Portalsäulen an 
der prächtigen Fassade der Gertosa bei Pavia. (Dagegen cannelirte später 
die nordische Renaissance ihre Säulen und Pilaster wieder.)
	        
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