Buch.
Erstes
Architectur.
Der Raumstyl, der das neue Weltalter in der Baukunst mit sich führt,
ist ein exeludirender Gegensatz der organischen Style, was ihn nicht
hindert, die von diesen hervorgebrachten Formen auf seine Weise aufzu-
brauchen.
Die organischen Style haben immer nur Einen Haupttypus, der grie-
chische den oblongen rechtwinkligen Tempel, der gothische die mehr-
schiffige Gathedrale mit Frontthürmen. Sobald sie zur abgeleiteten An-
wendung, namentlich zu combinirten Grundplänen übergehen, bereiten
sie sich vor, in Raurnstyle umzuschlagen. Der spätrömische Styl ist schon
nahe an diesem Uebergang und entwickelt eine bedeutende Raumschön-
heit, die dann im byzantinischen, romanischen und italienisch-gothischen
Styl (ä. 19) in ungleichem Grade weiter lebt, in der Renaissance aber
ihre volle Höhe erreicht.
Kapitel.
Die
Formenbehandlung
der
Frührenaissance.
5. 33.
Unvermeidlichkeit des römischen
Details.
Die Composition nach Verhältnissen und für das Auge, Welche
die Seele der Renaissance (ä. 30, 32) ist, hatte schon im XII. Jahrh.
und dann in der gothisehen Zeit sich geregt. Sie wurde damals ganz
besonders hart betroffen durch das gothische Detail, welches einer
entgegengesetzten Gedankenwelt entstammte; dagegen hätte sie sich
von der Formensprache der Römer schon desshalb angezogen finden
müssen, weil diese ihr Detail bereits als freies deeoratives Gewand
gehandhabt hatten. Mit aller Anstrengung suchte man sich nun von
jenem schweren formalen Widerspruch zu befreien.
Dazu kam aber noch das stärkste allgemeine Vorurtheil für das alte
Rom. Es ist ganz unnütz zu fragen, ob die Italiener ein neues eigen-
thümliches Detail hätten schaffen sollen oder können. Ihre ganze Bildung,
die Vorgängerin der Kunst, drängte längst auf den allgemeinen Sieg des
Antiken hin; die Sache war im Grossen völlig entschieden, ehe man die
Baukunst irgend um ihre Beistimmung fragte.