Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 1)

Buch. 
Erstes 
Arehitectur. 
Kunstzeiten, zum grössten Theile aber an dem von Jugend auf gewohnten 
Anblick des häufigen Parvenirens durch Protection. Florenz hatte eine ge- 
sunde, nicht einschläfernde Luft und eine grosse Stätigkeit gerade in den- 
jenigen Familien, weiche die grossen Künstler erzeugten; auch war man 
von Jugend auf gewohnt, den Genius und die Willenskraft siegen zu 
sehen. 
Ausserdem kommt, wenn man billig sein will, in Betracht, dass das 
kräftige XIV. Jh., Welches im übrigen Italien den Grund zu der ganzen 
seitherigen Cultur legte, für Rom nicht vorhanden war. Ohne das 
avignonesische Exil würde Rom damals eine ganz andere Stelle im 
Geistesleben der Nation eingenommen haben, und zwar dauernd. Von 
Urban IV. bis auf Bonifaz VIII. war in Rom eine sehr bedeutende künst- 
lerische Thätigkeit gewesen; merkwürdiger Weise liessen dann auch die 
avignonesischen Päpste, obwohl Franzosen, italienische Künstler und Kunst- 
werke kommen; Vasari II, p. 131, v. di Orcagna, u. a. a. O. 
Studien 
nach 
Jahrhunderts 
den 
römischen 
Bauresten. 
Gleichzeitig mit den gelehrten Antiquaren Poggio, Blondus, Aeneas 
Sylvius u. a. und wohl nicht ohne Berührung mit denselben beginnen 
die Aufnahmen der Arehiteeten in Rom und der Ümgegend. 
Der allgemeine Ruinencultus, vgl. Gultur d. Renaiss, S. 224, ff. 
Brunellescds Vermessungen in Gesellschaft Donatellds, schon vor 
1407, wobei sie als Schatzgräber galten und als Goldschmiede sich durch- 
brachten; sein zweiter und dritter Aufenthalt, letzterer bis 1420. Sein 
Hauptstudium die römische Bautechnik, der structive Organismus, zumal 
der Gewölbe; doch auch ßdie musicalischen Proportionens der antiken 
Bauten, und, wie der Erfolg zeigt, die ganze Formensprache, die er gross 
und frei auffasste. Vasari schöpft hier Wesentlich aus der vita anonima 
di Br., ed. Moreni, p. 152 (wenn diese älter ist). 
L. B. Alberti's Aufenthalt in Rom, de re aedificatoria, L. III, e. 5. 
Auch er grub bis zu Fundamenten hinab. 
Filarete in Rom unter Eugen IV. (1431 bis 1447); seine Baulehre 
(vgl. Gaye, carteggio I, p. 200 bis 206) möchte in ihren Abbildungen 
ausser den eigenen Phantasien auch Aufnahmen enthalten. 
Nicolaus V. beschäftigte vorzüglich den Bernardo Rosellino, dessen 
Thätigkeit ohne Aufnahmen nicht zu denken ist. 
Francesco di Giorgio rühmt sich bereits, die meisten antiken Reste 
in ganz Italien untersucht und mit Vitruv verglichen zu haben. Bei Della 
Valle, Iettere sanesi, III, p. 108. 
Domenico Ghirlandajo (geb. 1449) zeichnete in Rom nur von Auge,
	        
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