Kapitel.
Bauten und
antiken
der
Studium
des Vitruv.
Vernachlässigung
der
Baureste.
griechischen
Griechenland existirte im XV. Jahrh. nur für Sammler, nicht für
die Architecten. Auffallender erscheint es, dass auch die griechischen
Tempel auf italischem Boden, in Pästum, Selinunt, Agrigent etc.
ignorirt wurden.
Der paduanische Maler Squarcione brachte von seiner griechischen
Reise viel Merkwürdiges tum mente, tum chartis mit, aber wahrscheinlich
nur Sculptursachen; Scardeonius, ap. Graev. thes. VI, III, p. 442.
Ob Polifilo (g. 32) in Griechenland zeichnete?.
Später schickte Rafael, laut Vasari, VIII, 41, v. di Rafaelle, Zeichner
bis nach Griechenland, mit welchem Erfolg, wird nicht gesagt.
Der Hundertsäulenbau raus Griechenlands im III. Buche des Serlio
(fol. 96) ist wohl reine Fabel. Eine ägyptische Pyramide und eine
palästinensische Grotte, nach Aufnahmen des Patriarchen Grimani, ibid.
(fol. 93,
Ob die Renaissance Etwas mit den echten dorischen Formen Gress-
griechenlands, wo ja kein Gewölbe vorkam, hätte anfangen können?
Immerhin wären die Griechenbauten, wenn sie schon kein Gewölbe
lehrten, des Studiums würdig gewesen so gut wie Vitruv, der es auch
nicht lehrt. Die Vernachlässigung derselben kam aber überhaupt nicht
von einem ästhetischen Bedenken her.
Das viel stärkere Vorurtheil redete zu Gunsten von Rom, als
geschichtlicher Macht, als alter Mutter der italischen Städte, als grösster
Erinnerung der Nation, Welche man durch die Kunst erneuern musste.
Auch diesseits der Alpen wurde das Wahre Verhältniss der griechischen
Kunst und Cultur zur römischen erst seit Winckelmann erkannt.
Merkwürdiger Weise war doch Serlio (Architettura, ed. Venez. 1584,
p. 69) um 1540 durch einen blossen historischen Schluss zu der Annahme
gelangt, dass die Griechenbauten die römischen weit übertroffen haben
müssten.
Rom, welches selber kaum Einen grossen Künstler liefert, wird
seit Beginn des XV. Jahrh. von allen namhaften Architeeten einst-
weilen des Studiums wegen besucht; unter den Päpsten von Nieolaus V.
an (ä. 7) wird es dann eine Hauptstätte der ausübenden Baukunst.
Dass Rom auf allen geistigen Gebieten beinahe keine einheimischen
Celebritäten aufzuweisen hat, liegt zum Theil an der Malaria und an den
starken Schwankungen der Bevölkerung gerade in den entscheidenden
Burckharcit, Italien. Renaissance. Zweite Allü- 3