IV. Kapitel.
Studium
des Vitruv.
antiken Bauten und
und prächtige äussere Bekrönung der Kuppel in der Folge nach Fran-
cesco's Entwurf ausgeführt sei. Der Anonymus des Morelli (5. 22) sah
sie um 1525 noch unvollendet, als sie sogar von einer Umgestaltung im
modernen Styl bedroht war; der ßDeutschee aber, dem man wunderlicher
Weise das schon dazu gefertigte Modell übergab, ßverlors dasselbe (zum
Glück). An den obern Theilen sehr munteres Detail, z. B. Genien Welche
an dem gothischen Masswerk herumklettern, ähnlich wie an der Porta
della Carta (ä. 21).
An der Fassade sind die Renaissancebestandtheile von Pellegrino
Tibaldi (Pellegrini) das älteste und alles Gothische neuer, wie ein Bild im
Palazzo Litta beweist, wo die Fassade als Rohbau bloss mit den Anfängen
von Pellegrinds Prachtbekleidung dargestellt ist.
Gothisches Masswerk um 1500 in eigenthümlich genialer Verwilde-
rung, goldfarbig auf dunkelblau gemalt, am Gewölbe von Monastero mag-
giore zu Mailand (von Dolcebuono, vgl. ä. 48, 76).
Eine italienische Renaissance-Idee in französisch-gothischen Formen,
der unter Ludwig XII. (nach 1504?) erbaute Arc de Gaillon (Ecole des
beaux arts, Paris) soll von Fra Giocondo herrühren; Vasari IX, p. 160,
Nota, v. di Giocondo. Das Gegentheil der bald darauf beginnenden fran-
zösischen Renaissance, welche wieder gothische Ideen, aber mit Renais-
sancedetail verwirklicht.
Kapitel.
Studium
der
antiken
Bauten
und
des
Vitruv.
Allgemeiner
IQ. 24.
Character
der
Neuerung.
In Italien geht die Cultilr der bildenden Kunst zeitlich voran.
Letztere besinnt und rüstet sich lange ehe sie dasjenige zum Ausdruck
bringt was Bildung und Poesie schon vorher auf ihre Weise an's Licht
getragen. S0 war auch das Alterthum längst ein Ideal alles Daseins
bevor man es in der Baukunst ernstlich und durchgreifend ergründete
und rcproducirte.
Vgl. Cultur d. Renaiss. III. AufL, S. 224, ff. Vor einer blossen Be-
Wunderung der antiken Bauten (woran es nie gefehlt hatte), vor einer
bloss ästhetischen Opposition wäre überdiess der gothische Styl nicht