Erstes
Buch.
Architectur.
vgl. Bursellis, ann. Bonon. bei Murat. XXIII, Gol. 894; die Annunziata
ebenda, nach 1480, vielleicht der späteste freiwillig gothische Bau Italiens;
in Mailand: die Incoronata, unter Franc. Sforza erbaut; in Siena
1459 zwischen den herrlichen Palästen der Frührenaissance ein gothischer
neu verdungen, vielleicht durch Wunderlichkeit des Bauherrn Nanni Mar-
sigli, der eine Fassade mit Details haben Wollte genau wie an einem
bestimmten ältern Gebäude; Milanesi II, p. 303, ss.
Ausserdem wurde unfreiwillig gothisch weitergebaut an unvoll-
endeten Kirchen, und Architecten ersten Ranges versetzten sich so ob-
jectiv als sie es vermochten, in einen für sie widrigen Styl zurück.
In Frankreich, welches von den gothischen Durchschnittstypen einen
gewaltigen Vorrath besass, war es 1601 bis 1790 viel leichter die Gathe-
drale von Orleans gothisch zu bauen (Kugler, Gesch. d. Baukunst III,
S. 114 da man nicht innerhalb des Gothischen selbst anarchisch
herumgeworfen wurde, wie in Italien.
Für S. Petronio zu Bologna verzichtete man zwar auf die riesige
Anlage von Querschiff, Kuppel und Chor, allein die gothisch angefangene
Fassade War ein Gegenstand täglicher Pztrteiung. Der hart angegriffene
Baumeister Ariguzzi klagt 1514: vLeute von jeder Art, Priester, Mönche,
Handwerker, Bauern, Schulmeister, Weibel, Geschirrmacher, Spindel-
macher, Facchine und selbst Wasserträger thun sich als Baukünstler auf
und sagen ihre Meinung Aber noch ist keiner auf den Kampfplatz
getreten mit Modellen oder Zeichnungen, deren ich mit Sehnsucht ge-
wärtig binß Gaye, carteggio II, p. 140, s. (Vgl. ä. 18, über Siena.)
In der Folge blieb die Fassade unvollendet, vielleicht Weniger wegen
mangelnder Mittel als weil man zwischen einer wachsenden Menge von
Entwürfen (allmälig bei 30, jetzt im Bauarchiv der Kirche) in der That
nicht mehr zu einem Entschluss kommen konnte; darunter zwei gothische
Projecte von Baldassar Peruzzi (der auch noch Zeichnungen für den
Kuppelausbau lieferte) und von Giulio Romano. Vgl. Gaye, carteggio II,
p. 152; Milanesi III, p. 311; Vasari VIII, p. 225, Nota, v. di Peruzzi.
Die wichtigste Leistung dieser Art ist die Kuppel des Domes
von Mailand, ein Weihegeschenk des Renaissance-Humors am Grabe
der verblichenen Gothik, welche einer solchen Lösung von sich aus
kaum fähig gewesen Wäre.
Nach vielen vergeblichen Entwürfen, und nach Bauanfängen die man
Wieder abreisseri musste, erbaut seit 1490 zufolge dem Plan des eigens
nach Mailand berufenen Francesco di Giorgio mit Hülfe des Omodeo und
des Dolcebuono (Gaye, carteggio I, p. 289; Lettere Sanesi III, p. 85;
Milanesi Il, p. 429 bis 439). Wir nehmeri an, dass auch die geistreiche