Kapitel.
Die Protorenaissance
und
Gothische.
das
Schon Jacopo tedesco stellt mit dem Dom von Arezzo die Grund-
züge fest.
Das sichtbare Gerüstwesen der nordischen Gothik, Strebepfeiler und
Strebebogen etc. wird hier kaum angedeutet, ja eher versteckt und damit
ein Hauptanlass zur Entwicklung des Details abgeschnitten. Ueber den
breiten Mauertheilen hätten die Spitzgiebel, über den kaum vertretenden
Strehepfeilern die Pyramiden keinen Sinn mehr; statt ersterer starke hori-
zontale Kranzgesimse, statt letzterer Statuen, auch Thiere. Auf den Dom
von Florenz sollten gigantische Heilige zu stehen kommen (s. die Urkunden
Gaye, carteggio, ll, p. 454, s., 466); auf die Ecken des Signorenpalastes
kamen vergoldete Löwen (Vasari ll, p. 135, v. di Orcagna). Freilich
auch auf Spitzthürmchen an vorherrschend nordischgothischen Bauten,
z. B. am Dom von Mailand, war man der Statuen statt der Kreuzblumen
gewohnt. Im Innern wurde der nordische Bündelpfeiler und das ganze
Gurtwesen der Gewölbe völlig umgestaltet.
Der Kilppelbau als stärkster Ausdruck politisch-monumentalen
Hochgefühls versuchte sich in riesigen Dimensionen und machte eine
grosse Vorschule durch, allerdings jetzt in Verbindung mit dem Lang-
schiiT, nicht für sich allein. Als höchste Potenz, Welche die Arcliitectur
kennt, machte er die lllitherrschaft des Thurmbaues unmöglich, sodass
die Fassaden frei und für jede Art von Schmuck zur Verfügung blieben.
Arnolfo muss sich über den Ausbau der Kuppel des neuen Domes
von Florenz genaue Rechenschaft gegeben haben, da. er 1310 ein Modell
hinterliess. Brunellesco (s. dessen vita anon., ed. Moreni; 167) hatte an
demselben nur zu tadeln, dass es ein vom Boden auf zu errichtendes
Gerüst voraussetze, was er bei seinem Project bekanntlich vermied.
Vgl. ä. 58.
Der Thurm bleibt getrennt oder wird bloss en die Kirche angelehnt.
Eine so ernste Concurrenz wie am florentiner Dom wird ihm sonst
nirgends mehr gegönnt.
Die Fassade, wegen hoher Ansprüche (Siene, Orvieto) nur zu häufig
im Rohbau gelassen, hat wie in der vorhergehendenEpoche den Character
einer vorgesetzten Prachtdecoration.
deli andern Künsten.
Verhältniss
Die italienische Gothik wird von Anfang an genöthigt, den beiden
Schwesterkünsten eine viel freiere und grössere Mitwirkung zu ge-
statten als die nordische, weniger wegen eines höhern Stylwerthes der