Kapitel.
Decorationen
Augenblickes.
des
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richtige Lage zur Bühne, als auch ihre möglichst zweckmässige Einrich-
tung zum Sehen und Hören. Welches dabei das specielle Verdienst des
Lionardo gewesen, der bei Giovio deliciarum theatralium mirificus inventor
heisst, ist nicht mehr auszumitteln.
193.
Die
Scena.
Nachdem früher die Scena. auch bei Mysterien nur eine allgemeine
decorative Ausstattung gehabt hatte, begann mit dem XVI. Jahr-
hundert eine bestimmte Bezeichnung der Oertlichkeiten, theils mehr
in idealisirendem Sinn, theilsymehr wirklichkeitsgemäss.
Theoretische und practische Darstellung der ganzen Theatereinrichtung
um 1540 bei Serlio, im lI. Buche, fo]. 47, ss. Ein erster Versuch,
nebst der Scena auch den Raum der Zuschauer würdig zu gestalten, Va-
sari XI, p. 9, s., v. di Gherardi; vgl. XIII, p. 96, v. di Jac. Sansovino.
Die Scena selbst muss zunächst häufig einen symmetrischen, idealen
Bau dargestellt haben, mit Ausgängen in der Mitte und zu den Seiten,
und n1it einer Menge von Bildern, welche zusammen einen obern Fries
ausmachen mochten; der ganze Raum sich stark perspectivisch verengend;
die Gesimse, Capitäle u. s. w. geschnitzt vortretend.
So die Scenen halbgeistlicher Aufführungen Vasari XI, p. 205, v. di
Aristotile, vvoller Säulenhallen, Nischen, Tabernakel und Statuen, wie
man es früher bei solchen Aufführungen nicht gesehene. (Um 1532.)
S0 der wkönigliche Saal mit zwei Nebengemächern, aus welchen die
Recitanten hervortretenw, in der ersten bei Vasari X, p. 82 im Commentar
zu v. di Ant. Sangallo erwähnten Scenenskizze.
Auch die Aufführung des vKönigs Hyrcanus von Jerusalemc, in dem
oben erwähnten Halbrund Palladids, wird eine solche Scena gehabt haben.
In ihren einfachsten Elementen ist diese Art von Scenen Öfter in
figurenreichen erzählenden florentinischen Breitbildern um 1500 dargestellt.
Die andere Art von Scenen, diejenige, auf welche sich Serlio bezieht,
enthielt verschiedene coulissenartig vertretende Gebäude (wie an einer
nicht sehr breiten Strasse in der mittlern Axe), vdie kleinern vorn, die
grössern weiter hintene; so dass man etwa durch die Hallen des einen
das andere sah; nebst einem Schlussbau; ebenfalls stark ansteigend und
sich verjüngend. Für Cornödien wählte man grössere und kleinere Häuser
(Wirthshaus, Bordell etc.) mit obern Gängen, Erkern oder Fenstern; für
Tragödien fürstliche Prachthallen mit Statuen, auch mit einem Triumphbogen
in der Mitte u. s. w.; ja Serlio gibt auch noch für ein vermeintliches
xsatyrischesd Drama eine ländliche Decoration mit Bäumen und Hütten.