Der
Theaterbau.
Dramatische Aufführungen, lange nur bei festlichen Anlässen
üblich, fanden in Höfen und Sälen der Grossen und Prälaten, auch
wohl auf öffentlichen Plätzen statt. Erst spät beginnen stehende Theater
und diese bringen es dann noch lange zu keiner äussern Kunstform.
Ueber das Theaterwesen vgl. Cultur der Renaissance S. 250, 277,
314, 401.
Die Tragödie blieb eine Sache des höhern momentanen Luxus; die
ersten Theater, welche wenigstens eine beträchtlichere Zeit hindurch als
solche eingerichtet blieben, dienten nur für Cornödien; Vasari XI, p. 212,
v. di Aristotile (in einem Saal des Cardinals Farnese zu Rom); XI,
p. 328, v. di Batt. Franco (in einem Gebäude an der Via Giulia). Schon
früher, im Jahr 1515, muss das Local des Giuliano Medici, Bruder Leo's X.,
wenigstens einige Zeit in voller Ausstattung dagestanden haben, da dessen
Neffe Lorenzo in dessen Abwesenheit dort ein Stück des Plautus auf-
führen liess; Lettere di principi I, 13. Palladio errichtete in Venedig
bereits ein halbrundes Theater, welches nach aussen die antiken Formen,
wnach Art des Colosseumss, allerdings nur in Holz), scheint gehabt zu
haben; dasselbe wurde erbaut für eine einzige Tragödie während eines
Carnevals; Vasari XlIl, p. 127, v. di Tadd. Zucchero; dagegen ist Palla-
dio's erhaltenes teatro olimpico (Fig. 221) zu Vicenza (1584) aussen ganz
formlos; das Auditorium queroval, oben mit einer Halle. Während letzteres
notorisch für Comödien sowohl als für Tragödien diente, waren die zwei
asehr schönen, mit grösstem Aufwand erbautem stabilen Theater in
Venedig, das ovale und das runde, welche Francesco Sansovino, Venezia,
fol. 75 anführt (um 1580), nur für Aufführungen von Comödien im Carneval
bestimmt. Sie fassten eine grosse Menschenmenge. Der Verf. sagt nicht,
dass sie Werke seines Vaters Jacopo S. gewesen.
Eine Zeichnung im Louvre (salles des dessins, premiere vitrine tour-
nante), diese allerdings mit dem Namen Sansovinds, gibt den Längen-
durchschnitt eines Theaters, Welches bereits wie dasjenige im Palast von
Parma (1618, von Aleotti) über dem Auditorium obere Hallenordnungen
in der Art von Sansovinds Biblioteca hat; dann, bevor die Scena beginnt,
eine grosse Eingangspforte mit Fenster drüber. Allein die einzelnen
Nischenverzierungen etc. sind für Sansovino schon zu barock. (lm Theater
von Parma ist die Scena bereits ein Tiefbau, für einen optisch isolirten
Anblick, auch auf Verwandlungen berechnet.)
Die Anordnung der Sitzreihen mag Anfangs dem jedesmaligen Zufall
überlassen gewesen sein. Mit der Zeit jedoch ermittelte man sowohl ihre