VIII. Kapitel.
Goldschmiedearbeit und
Gefässe.
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Die Hauptaussage: Vasari XI, p. 326, v. di Batt. Franco; vgl. XII,
p. 118, v. di Tadd. Zucchero; Benv. Cellini, vita II, c. 8. Quatre-
mere, vita di Raffaelle, ed. Longhena, p. 290, Nota.
Zwar gab es schon 1526 Liebhaber, welche Porcellane zu 600 Ducati
zu verlieren hatten, wie z. B. Giberti, Secrctär Glemens VIL, bei Anlass
der ersten (colonnesischen) Erstürmung Roms; Lettere di principi I, 106,
Negri a Micheli. Gleichwohl wird angenommen, dass wenigstens die
Majolicawerkstätten von Pesaro und Castel Durante erst um 1530 den
Höhepunct erreicht hätten, oder um 1540 als der Herzog Guidobaldo II.
von Urbino den Battista Franco (ä. 178) als Vorzeichner anstellte; ausser-
dem hatte der Herzog eine Menge Skizzen von Rafael, Giulio Romano
und ihren Schülern zu Vorlagen erworben. Etwas später gab z. B. Taddeo
Zucchero die Zeichnungen zu einem ganzen Service, welches in Gastel
Durante für Philipp Il. gebrannt wurde.
An den Geschirren von Faenza war das gemalte Figürliche gemässigt
und nahm entweder nur die Mitte oder den Rand ein (wenn wir Vasari
recht verstehen).
Die wenigen Töne, meist nur blau, violett, grün, gelb, weiss und
schwarz, genügtcn nicht sowohl, um grosse Compositionen glücklich wie-
derzugeben, als vielmehr, um alle Formen und Profile des Gefässes so-
wohl als die dazwischen liegenden Flächen schön und characteristisch
zu schmücken. Bisweilen sind Thiere, Laubwerk und andere Zierrathen
zugleich reliefirt und bemalt.
Das Beste sind grosse flache Schüsseln (Fig. 219 und 220), Gonfect-
teller, Salzbüchsen, Schreibzeuge u. dgl.; zumal solche ohne gemalte
Figuren, mit zierlichen und sparsamen Arabesken, wonach selbige etwa
der Fabrik von Faenza angehören möchten. Schon die Grundform des
Gefässes oder Geräthes ist in der Regel vortrefflich, und eigens für den
Zweck gedacht, nicht Beminiscenz.
Schon zu Vasari's Zeit hatte sich übrigens dieser Kunstzweig über
ganz Italien verbreitet.
Von den Nachahmungen griechischer Vasen (in roth und schwarz),
welche Vasari's Gr0ssvatei' Giorgio im XV. Jahrh. zu Arezzo versucht
hatte, ist nichts auf unsere Zeit gekommen; Vasari lV, p. 70, v. di Laz-
zaro Vasari.
Auch von der Fabrik in Modena, deren Thongeschirr im XV. Jahrh.
Godrus Urceus in einem Gedichte feierte (dessen opera, p. 384, ad Lucam
Ripam), ist nichts weiter bekannt; er selber besass eine ausserordentlich
schöne Thonlampe.
Für Glassachen aller Art waren längst die Fabriken von Murano bei
Venedig berühmt, welche nicht nur alle Farben besassen und alle Edel-
steine nachahmten, sondern auch jedenfalls schon im XV. Jahrh. Mille-