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Buch
Zweites
Decoration.
Prachtvolle Dolchscheiden, originell aus Figuren und Laubwerk com-
binirte Degengriffe finden sich hie und da. Die weite Zerstreuung dieser
Schätze ist ihrer kunstgeschichtlichen Betrachtung nicht günstig.
Zu den feierlichern Geräthen des vornehmen Lebens gehörten auch
die meist silbernen Siegel. Zunächst vertauschte Paul II. den barbarisch
ehrwürdigen Typus des Bullensiegels mit einem schönem, artificiosiori
sculptura; Vitae Papan, Murat. IlI, ll, Col. 1011. Viel prächtiger Waren
aber von jeher tausend andere Siegel. Abgesehen von ihrem Gepräge,
das z. B. bei den mandelförmigen Gardinalssiegeln schon im XV. Jahrh.
oft sehr reich war und die Heiligen ihrer Titularkirchen, ja Ereignisse
aus deren Legenden darstellte, war bisweilen der Griff höchst elegant.
Schon Ghiberti (Commentarii, p. XXXIII) fasste eine antike Gemme als
Siegel so, dass der goldene Griff einen Drachen in Epheulaub darstellte,
und auch Benvenuto gestaltete den Griff des Siegels gerne als Thier oder
Figurine, z. B. am goldenen Siegel des Cardinals Ercole Gonzaga als
sitzenden Hercules; Benv. Cellini, trattato I, c. 6.
Vielleicht die bedeutendste vorherrschend decorative Arbeit dieses
ganzen Styles, die jetzt noch in Italien vorhanden ist: das farnesische
Kästchen, von Gio. de" Bernardi, im Museum von Neapel; von Metall mit
Eckfiguren, Reliefs und 6 ovalen Glasschliffen; der Deckel mit der Figu-
rine eines ruhenden Hercules zwischen den Hälften eines gebrochenen
Giebels.
Majoliken
und
g. 186.
andere
irdene
Gefässe.
hat
zur
mit
Die künstlerische Behandlung der Gefässe aus Erde und Glas
seit dem Aiterthurn nie und nicht wieder so hoch gestanden als
Zeit der Renaissance. Die erste Stelle nehmen die Majoliken ein
ihrer Glasur in einer beschränkten Anzahl von Farben.
Ein echtes POTCQlltID in unserm Sinne, durchscheinend oder auch
nur von völlig weissem Korn, besass man noch nicht, und die vielen
Porcellane zumal in den venez. Sammlungen sind als Majoliken zu ver-
stehen, d. h. als glasirte irdene Geschirre.
Diese waren schon im Mittelalter oft durch ihre reiche geschwungene
Form und durch Farben und Gold bis an die Grenze der Kunst vorge-
rückt; im XV. Jahrh. muss 'ihnen die Vervollkommnung der Glasur durch
die Werkstatt der Robbiat zu Statten gekommen sein; aber erst im XVI.
wurde die volle Freiheit des decorativen Modellirens und Flachdecorirens
darauf angewandt. Diess ist es, was ihren Werth ausmacht, mehr als
die mühselig aufgemalten Historien, auch wenn bei diesen rafaelische und
andere berühmte Motive benützt sind.