Kapitel.
VIII.
und
Goldschmiedearbeit
Gefässe.
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einige noch im Schatz von S. Peter vorhanden sein sollen), Kleinodien,
Weiblicher Schmuck, Ringe, Gürtelschnallen, Golddamascirung von Stahl-
klingen etc., der Statuen, Reliefs und Medaillen nicht zu gedenken. Seine
beiden Trattati sind besonders für letztere Gattungen belehrend. (Tratt. I,
cap. 5: über die kleinen goldenen Crucifixe, welche bei den Cardinälen
um 1530 Mode Wurden, hauptsächlich Arbeiten Caradossds.)
I1n Ganzen scheint für ihn characteristisch die bewegte, quellende,
von den Architecturformen endlich völlig emancipirte Bildung der Gefässe
und Geräthe; ihre Auflösung in lauter Laubwerk, Cartouchen, Masken
u. dgl, und dazwischen kleine Felder mit den zierlichsten Reliefs u. s. w.
Andere berühmte Namen werden wenigstens genannt als Vorzeichner
von Entwürfen für Metallarbeiter; Rafael lieferte 1510 die Zeichnung zu
einer grossen ehernen Schüssel n1it erhabenen Ornamenten, Welche ein
gew. Cesarino für Agostino Chigi ausführte; Quatremerc, vita di Raf. ed.
Longhena, p. 327, N.; Michelangelo gab "noch 1537 die Zeichnung
zu einem silbernen Salzfass für den Herzog von Urbino, mit Thieren,
Festons, Masken und einer Figur auf dem Deckel; Vasari XII, p. 385,
im Comnient. zu v. di Michelangelo. Peruginds Nave, ä. 182. Die
gerühmten Entwürfe des Girolamo Genga für Trinkgeschirre geriethen
nicht Weiter als bis zum Wachsmodell; Vasari XI, p. 90, v. di Genga.
Gefässe
3115
Stein
und
Krystall.
Als ein wesentlich neues Thema erscheinen die Gefässe aus
harten und kostbaren Steinen und geschliffenem Crystall, deren Fuss,
Henkel, Rand, Deekelgrif u. s. w. die zierlichsten Phantasieformen
aus Gold, Email und Edelsteinen erhielten.
Wie früh man überhaupt die harten Agate, Jaspen, Lapislazuli etc.
in beliebige Formen schliff, wird schwer zu sagen sein; jedenfalls stand
das Mittelalter hierin weit hinter dem Alterthuni zurück, und wiederum
in Italien die Frührenaissance hinter der Hochrenaissance.
Statt des Buffets der Fürsten und Grossen tritt nun das Cabinet des
reichen Liebhabers in den Vordergrund, wo die Vasen aus harten Steinen
mit kostbarer Fassung die erste Stelle einnehmen.
1') In neuster Zeit hat Brunn (Sitzungsberichte der königLAcademie d. Wissen-
schaften in München, 1875, Bd. I, Heft 3) mit sehr starken Gründen sowohl das
Onyxgefäss von Braunschweig, als auch die farnesische Onyxschale des Museums
von Neapel der Kunst der" Renaissance zugewiesen.