Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 1)

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Erstes Buch. 
Architectur. 
Baudilettanten 
g. 12. 
des XVI. 
Jahrhunderts. 
Im XVI. Jahrhundert wird die Baukunst von manchen vornehmen 
Dilettanten fortwährend mit Ernst und Eifer betrieben. Publicationen 
von Abbildungen erleichtern bald auch Ünberufenen die Theilnahme. 
Unter den weltlichen Fürsten zeigt Cosimo I. (1537 bis 1574), Herzog, 
dann Grossherzog von Toscana, am meisten Absicht und Verständniss, 
wenn auch einseitiges; bei den Päpsten ist viel Baugeist, eigener Dilet- 
tantismus aber wohl nur bei Julius III. 
Luigi Cornaro, der Verfasser des vita sobria (Gultur d. Renaiss. I. Aufl. 
S. 335, vgl. 319) nahm emsig an allen baulichen Studien Theil, hatte 
den berühmten Falconetto 21 Jahre bis zu dessen Tode bei sich im Hause 
und nahm ihn auch nach Rom mit. Die Frucht hievon waren die beiden 
Ziergebäude im Hof des jetzigen Pal. Giustiniani beim Santo zu Padua, 
datirt 1524. Vasari IX, p. 205, 208, v. di Fra Giocondo;  Anonimo di 
Morelli;  vgl. auch die Dedication zum vierten Buche des Serlio (1544), 
WO dem Cornaro an seiner Stadtwohnung sowohl als an seinen Villen 
ein eigener Antheil vindicirt wird. 
Patriarch Giovanni Grimani von Venedig liess seinen Palast bei S. M. 
' formosa durch Sanmicheli bauen, half aber vals trefflicher Architects 
durch vßAnweisungK nach; Anonimo di Morelli. 
Francesco Zeno machte selbst das wModellos für den Palast seiner 
Familie;  Anonimo di Mor., und': Sansovino, Venezia, fol. 143. 
Der Dichter Trissino, Verfasser der Italia liberata da, Goti (Cultur 
d. Renaiss. l. Aufl. S. 323 und 306, Anm.) baute seine Villa zu Cricoli 
(ä. 119) selber. Seine Studienzeit in Mailand muss mit dem Aufenthalt 
Bramantes und Lionardds zusammengefallen sein. Boscoe, Leone X, ed. 
Bossi, VII, p. 341.  
Er sowohl als Gornaro schrieben auch über die Architectur. 
Serlids lrVcrk (seit 1540); veramente ha fatto piu mazzacani archi- 
tetti ehe non haveva egli peli in barba, sagt Lomazzo, trattato dell" arte, 
p. 407, vgl. p. 410. Auch die sich rasch drängenden Ausgaben des Vitruv 
(s. unten) weckten ohne Zweifel den Dilettantismus. Als ein Opfer des- 
selben erscheint jener ferraresische Krämer, welcher sich in Bücher von 
Bausachen vertiefte, zu pfuschen anfing und sich als den nächsten, den 
wdrittemc nach Bramantc und Ant. Sangallo betrachtete; man nannte ihn 
daher Messer Terzo;  vgl. Benv. Gellini, Trattato secondo, Schlusscapitel. 
Michelangelds Hohn gegen einen vernehmen römischen Dilettanten, 
Vasari XII, p. 280, v. di Michelangelo. 
Von den Vitruvianern ist Weiter unten die Rede, ebenso vom Kunst- 
sinn des Herzogs Cosimo I.
	        
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