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Zweites
Buch.
Decoration.
Reliquiarien aus Gold und Silber müssen noch immer, und bisweilen
in schönster Kunstform gebildet worden sein; man erwäge, dass ein
Filippo Maria Visconti, dass der Staat von Venedig und die Päpste Re-
liquien sammelten, und dass wenigstens einzelne bronzene Heliquiarien
der edelsten Kunst angehören (Ghiberti, Cassa di S. Giacinto, Uffizien).
Erhalten ist indess aus dem XV. Jahrh. sehr wenig; z. B. die silberne
cassetta für das Gewand S. Bernardinds, letzte Arbeit des Gio. Turini
(1448) mit Zuthaten eines gew. Francesco d'Ant0ni0 (1460), welche noch
in der Osservanza zu Siena vorhanden ist; Vasari V, p. 108, im Comment.
zu v. di Pollajuolo; Milanesi II, p. 314. (Beiläufig mag ein artiges
Motiv aus dem vorhergehenden Jahrh., silberne Figuren von Heiligen,
welche Kästchen mit den Reliquien derselben in den Händen tragen,
ibid. I, p. 289, zum Jahr 1381, erwähnt werden.)
Ueber die verschiedenen päpstlichen Tiaren Vitae Papar. ap. Murat. Ill,
II, Col. 887 und 1009: die berühmte Pauls lI., von dem römischen Gold-
schmied Paolo Giordano; Jac. Volaterran. ap. Murat. XXIII, Col. 195:
diejenige Sixtus IV., durch ihre Juwelen höchst ausgezeichnet. Vasari V,
p. 140, v. di Verocchio: dessen (nicht mehr vorhandene) Agraffen für
bischöfliche Messgewänder. Die Schätze der päpstlichen Sacristei, unter
Julius II. noch durch eine neue Reihe von silbervergoldeten Aposteln
bereichert, oberflächlich verzeichnet bei Albertini, de mirabilibus urbis
Romae, L. III, fol. 86.
Weltliche
ä.
Arbeiten
182.
d e r
Frührenaissance,
Unter den weltlichen Aufgaben der Goldschmiedekilnst des
XV. Jahrhunderts mögen einzelne Becken und Schalen zum Gebrauch
bei Abstimmungen verschiedener Art, auch Becken zum Händewaschen
in öffentlichen Palästen einen hohen Rang eingenommen haben.
Pollajuolds grosses silbernes Becken für die Signoriai von Florenz
1473; die Bestellung, Gaye, carteggio I, p. 571; eine silbervergoldete
Glocke ebenda. Das I-Iandwaschbecken für den Staatspalast zu Siena
1437, mit 4 Emailwappen, die Bestellung IIIilanesi II, p. 174; die
Schale (zum Trinken?) für die Gesellschaft der Mercanzia 1475, mit
Laubwerk und cannelirten Vertiefungen, ibid. p. 355. Vielleicht ge-
hörten hieher auch die zwei schönen grossen Schalen Verocchids, die
eine mit Thieren und Laubwerk, die andere mit tanzenden Kindern, Va-
sari V, p. 140, v. di Verocchio. Die ganz grossen silbervergoldeten
Vasen, welche Paul II. u. a. für vfeierliche Gastmählern machen Iiess
und deren zwei (zusammen?) 118 Pfund wogen, müssen Kühlgeschirre
gewesen sein; Vitae Papar. ap. Mur. III, II, C01. 1009.