177.
Der
weisse
Stucco.
Neben dem farbigen Stueoo bildet sich eine besondere Uebung
des Weissen, höchstens mit Gold mässig geschmückten aus, für Räume
und Gewölbe, welchen man einen ernsten feierlich plastischen Character
geben Wollte, sowie auch für solche, Welche der Witterung ausgesetzt
WELTGD.
Unvergleichlich schön und von den aGrottenK ganz unabhängig die
weisse und goldene Gewölbeverzierung der Antoniuscapelle im Santo zu
Padua, ausgeführt von Tiziano Minio, entworfen entweder von Falconetto
oder von Jacopo Sansovino: Vasari IX, p. 208 und Nota, v. di Fra Gio-
condo. Falconettds Schwiegersohn, Bartol. Ridolfi von Verona, galt
in der Folge als der trefflichste Stuccodecorator dieser Gegenden. Die
Stelle aus Lomazzo über andere oberital. Decoratoren ä. 137.
Das mächtige cassettirte Tonnengewölbe der Sala regia des Vaticans
(ä. 101) mit Wappen und Genien beinahe in Freisculptur; ein für diese
Stelle und für die sich schon neigende Kunstzeit sehr schön gedachtes
Werk des Perino und des Daniele da Volterra (dessen sonstige decorative
Arbeiten, Vasari XII, p. 85-92, wohl alle zu Grunde gegangen sind).
Olfenbar in naher Verwandtschaft hiernit: die letzte Gapelle im linken
Querschiff von S. M. del popolo.
Ueber einzelne sehr schöne Motive in farblosem Stucco, von Baldassar
Peruzzi, weiss der Verfasser keine nähere Auskunft zu geben. (Titelblatt
von Gruners Decorations etc.)
Vorzüglich schön, obwohl nicht mehr ganz rein im Styl, die weissen
Stuccaturen in der hintern untern Halle und am Treppenhause des Con-
servatorenpalastes auf dem Capitol. Sie entstanden "vermuthlich noch
unter Aufsicht Michelangelds, welcher auch für S. Peter das Hauptmotiv
der vergoldeten Gewölbecassettirung muss angegeben haben, obwohl er
sonst das Detail der Zierformen nicht liebte (ä. 137) und seine Gewölbe-
nialerei in der sixtinischen Gapelle davon gänzlich frei hielt.
Ein vorzügliches Ensemble die Capelle der Cancelleria zu Rom; an
den Wänden unten geringe Malereien in schön gegliederten Rahmen;
dann lüber einem reichen Gonsolengesims grosse Halbkreisbilder in zier-
lichen Rahmen; endlich die elegante reichgetheilte Gewölbedecke mit
WGiSSCII SIUCCOÜgUFGII auf Goldgrund, dazwischen vier kleine Bilder,
Wappen und Embleme, mit sparsamer Anwendung weniger Farbentöne
(Fig. 215 und 216).
Einzelne noch gute weisse Stuccoarabesken an den Wänden des Hofes
in der Vigna di Papa Giulio.