173.
Die
ersten
Stuccaturen.
Neben der Malerei und bald auch in Verbindung mit ihr hatte
sich an den Gewölben schon um die Mitte des XV. Jahrhunderts eine
plastische Decoration aus Gyps oder Stucco eingefunden, Anfangs wohl
zur Darstellung der Cassetten, später zu stärkerer Betonung der
Formen jeder Art. (Vgl. ä. 201.)
L. B. Alberti, der sich der Berechnung und Ausbildung der Stucco-
Gassetten für jede Art von Gewölben ausdrücklich rühmt (ä. 48), meldet
de re aediticatoria L. VI, c. 9: signa und sigilla (d. h. wohl verzierte
Quadrate und einzelne Figuren) von Gyps in Formen gegossen und durch
einen Firniss (unguentuln) dem Anschein des Marmors genähert, seien
in zwei Arten üblich: in Relief (prominens) und in Vertiefung (castigatum
et retunsum), erstere mehr für YVände passend, letztere mehr für Gewölbe,
da. hängende reliefirte Theile leicht ablielen. (Um 1450.)
In farblosem Stucco sind in der That Donatellds Reliefs und Orna-
mente am Gewölbe der Sagrestia vecchia bei S. Lorenzo in Florenz ge-
arbeitet. Es ist die erste vollständige Emancipation vom Gewölbeschmuck
des Mittelalters, wahrscheinlich bereits beruhend auf Studien nach (damals
besser als jetzt erhaltenen) römischen Gewölben. Ueber diese und andere
Stuccosachen Vasari III, 244, 253, 260, v. di Donatello.
Sodann liebten es mehrere Maler des XV. Jahrh. in ihren Fresken
und sogar in Tafelbildern (Carlo Crivelll) gewisse Partieen, namentlich
Waffen, Attribute und Architecturen erhaben aus Stucco aufzusetzen; wie
z. B. in den Fresken der Legende der h. Catharina im Appartamento
Borgia (vielleicht von Pinturicchio), WO die Prachtbauten, Triumphbogen etc.
erhöht und vergoldet hervortreten; Aehnliches in den Gewölbedecorationen
eines dieser Säle, S. 171, ist dann schon eigentliches vergoldetes Stucc0-
ornament. Man wünschte ausser der Farbe noch ein stärker wirkendes
Element, wenigstens für einzelne Theile der Decoration.
Ausserdem war man im XV. Jahrh. des Gypses und anderer giess-
baren und modellirtexi Stoffe gewöhnt von der Fes-tdecoration her, WO
dergleichen für den Augenblick massenweise verbraucht wurde.
Doch bleibt die Gewölbeverzierung (abgesehen von eigentlichen Male-
reien) noch das ganze Jahrhundert hindurch Wesentlich eine möglichst
wohlgefällige Ausfüllung der einzelnen Gewölbetheilc mit gemaltem Ranken-
werk, Rundbildchen, Putten, Guirlanden u. s. w.