Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 1)

Kapitel. 
Der monumentale 
Sinn 
der italienischen Architectur. 
Die höchste Ambition, die der Privatbau auf Erden an den Tag 
gelegt hat: Palazzo Pitti, für Luca Pitti gebaut. 
Ueber Palazzo Strozzi, gegründet 1489 von Filippo Strozzi, einer der 
glänzenden Gestalten des damaligen Florenz, eine zum Theil apocryphe, 
zum Theil aber sehr bezeichnende Erzählung, Gaye, carteggio I, p. 354, s. 
Vgl. II, p. 497. Strozzi, laauverständig und mehr auf Ruhm als auf Besitz 
gerichtet, nachdem er für die Seinen reichlich gesorgt, Will durch einen 
Bau sich und seinem Geschlecht einen Namen machen auch über Italien 
hinaus. Der thatsächliche Staatsherrscher, Lorenzo magnifico, der ein 
gar zu majestätisches Auftreten der grossen Geschlechter nicht liebte, aber 
doch ein prachtvolles Florenz haben wollte, liess sich die Pläne vorlegen, 
nöthigte Jenen angeblich zu einer vallzuvornehmens Rusticafassade und 
verbot ihm die Buden im Erdgeschoss. (Strozzi hätte dem Lorenzo gar 
nie glaubhaft machen können, dass er die Rustica fürchte, per non esser 
cosa civile, während so viele andere Florentiner sie anwandten, und 
vollends nicht, dass er unten Buden anbringen wolle.) Der Bau sollte 
ohne Eingriff in das Capital, aus den blossen Einkünften bestritten werden, 
Was auch, trotz anderer Bauten und Uebertheurung beim Platzankauf, 
gelungen Wäre, wenn nicht Strozzfs Tod 1491 eine Stockung herbei- 
geführt hätte. Sein Testament verpflichtete die Söhne zum Ausbau, unter 
Bedrohung, dass sonst der Palast an Lorenzo magnitico und eventuell an 
die Zunft der Kaufleute oder an das Spital S. Maria nuova fallen solle. 
Sie liessen sich es gesagt sein und der berühmte Filippo Strozzi der 
Jüngere (Varchi, stor. Iiorent. L. IV, p. 321) vollendete den Bau 1533. 
An einem anmuthigen Privatbau zu Mailand (Casa Frigerio bei San 
Sepolcro) steht geschrieben: elegantiae publicae, commoditati privatae. 
Die Sinnesweise des vornehmen Privatbaues wird gegen 
auch theoretisch besprochen und auf bestimmte Grundlagen und 
zurückgeführt.  
1500 
Ziele 
Die Schrift des Neapolitaners Jovianus Pontanus de magnificeniia 
definirt den Prachtliebenden, den magnificus besonders auch in Bezug 
auf das Bauen, mit Belegen aus Neapel und Sicilien. Vier Sachen be- 
dingen die höhere Würde eines Baues, der Schmuck den man eher über- 
treiben, die Grösse in der man sich eher mässigen soll, die Trefflißhkeii 
des Materials als Beweis dass keine Kosten gescheut worden, und die 
ewige Dauer welche allein den von Jedem ersehnten unvergänglichen 
Ruhm Sißhert. Anecdote von einem Catanesen Welcher sich an enormen 
Fundamenten arm baute, und sich damit tröstete, schon daraus Werde 
wenigstens die Nachwelt schliessen, dass er ein grosser Herr gewesen.  
Das Geld muss nicht bloss thatsächlic-h ausgegeben, sondern sichtbarlich 
gerne -üI1d mit der Wahren Verachtung ausgegeben worden sein. Nur
	        
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