144.
Der
Wandaltar.
In den an die Wand gelehnten Altären hatte, was Italien betrifft,
schon zur gothischen Zeit die Malerei das Uebergewieht und behauptete
dasselbe. Doch erhebt sich auch der aus Marmor und andern plasti-
schen Stoffen gebildete Wandaltar zu einer der höchsten Aufgaben
der verbündeten Decoration und Sculptur. Die Einfassung sowohl der
gemalten als der sculpirten Altäre folgt in den reichern Beispielen
gerne, aber mit genialer Freiheit, dem Vorbild antiker Praehtthore und
Triumphbogen.
Der Norden hielt bekanntlich den Schrein mit geschnitzten Figuren
lange fest und wies der Malerei dannhloss die Flügel zu, während sie
in Italien das Hauptbild liefern durfte.
Dass in Italien neben den gemalten Altarblättern eine eigene Gattung
plastischer Altäre aufkommen konnte, mag wesentlich einer ästhetischen
Ueberzeugung von der besonders hohen. Würde der Sculptur seit den
Leistungen der pisanischen Schule zuzuschreiben sein.
Die ersten bedeutenden plastischen Wandaltäre der Renaissance sind
wohl die glasirten Thonreliefs des Luca della Robbia und seiner Schule,
im Dorn von Arezzo und in mehrern florentinischen Kirchen (S. Groce,
SS. Apostoli etc.), meist mit bescheidener decorativer Einfassung.
Dann werden bisweilen grosse aus Malerei und bemaltem Stucco,
auch wohl gebrannter Erde gemischte Wandtabernakel versucht, z. B.
derjenige in S. Donienico zu Perugia, 1459 von dem Florentiner Agostino
di Guccio. Zu Padua, in der Eremitanerkirche zwei solche, zwar ohne
Altartische, aber sicher dafür bestimmt, 1511. Bei der Entschlossen-
heit dieser Kunstepoche in farbiger Sculptur und Gewölbestuccatur liesse
sich wohl eine häufigere Anwendung dieser Zierweise auf die Altäre
erwarten.
Der Marmorwandaltar, oft mit den herrlichsten Arabesken in
seinen decorativen Theilen, nimmt die verschiedensten Gestalten an,
von dem blossen umrahmten Relief bis zur Triumphbogenform, Wobei
das mittlere Feld einem besonders verehrten Heiligthum (Saerament-
häuschen, Madonnenbild), oder einer Reliefßgur, oder einer Statue ge-
widmet sein kann. Eine obere Lunette enthält bisweilen ein Relief
von höchstem WVerthe.
Altäre
renz, in S.
des Mino da Fiesole und seiner Schule,
Ambrogio ebenda; in S. M. del Popolo
in der Badia zu F10-
zu Rom u. s. w.