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Zweites
Buch.
Decoration.
sie erhebt ihn auf Löwenfüssen vom Boden; sie stellt über denselben
eine besondere Bahre mit Teppich, auf Welcher der Verstorbene liegt. In
der portalartigen Nische wird entweder ein Rundrelief oder ein Lunetten-
relief mit der Halbfigur der Madonna, bisweilen begleitet von Schutzheiligen
und Engeln, angebracht; bis tief ins XV. Jahrh. behauptet sich auch der
Vorhang, welchen die auf dem Sarcophag sitzenden oder stehenden Engel
(jetzt als nackte Kindergenien) bei Seite schieben oder ziehen; die Pfosten
der Nische erhalten bisweilen Statuetten von Tugenden oder Heiligen;
bisweilen bleibt auch die Nische über dem Sarcophage frei und das Ma-
donnenrelief kommt erst in den obern Aufsatz, welcher überdiess mit
Gandelabern oder Figuren gekrönt wird.
Diess ist diejenige Gräberform, Welche vielleicht am Meisten zu der
langen Dauer des aus Decoration und Sculptur gemischten Styles bei-
getragen hat. Der Zusammenklang freier und bloss halberhabener Ge-
stalten des verschiedensten Massstabes mit einer edelprächtigen Nische
und den schönsten Einzelformen der Arabesken, War ein Ziel würdig der
höchsten Anstrengung. Kein früherer Styl hat eine Aufgabe von diesem
Werthe aufzuweisen.
Diess der vorherrschende Typus der römischen Prachtgräber vom
Ende des XV. Jahrh., zumal derjenigen in S. M. clel Popolo (Fig. 167).
Sie müssen uns die Stelle der mit Alt S. Peter untergegangenen (Pan-
vinio, vgl. ä. 8, p. 287, ss., 361, ss.) vertreten.
Berühmte Vorbilder: das Grabmal des Cardinals von Portugal, von
Antonio Rosellino, in S. Miniato bei Florenz (Fig. 168); (sogleich eine
Wiederholung für Neapel bestellt; Vasari IV, p. 218, s., v. di Ant. Ro-
sellino);
die Gräber des Lionardo Aretino und Carlo Marzuppini (letzteres von
Settignano) in S. Croce, ä. 135 (Fig. 169);
die Arbeiten des Mino da Fiesole in der Badia zu Florenz.
ä. 141.
Nebentypen der Grabmäler.
Auch einfachere Grabanlagen enthalten oft Herrliches, während
grosse Prachtarbeiten bisweilen nur einen gothischen Gedanken wieder-
geben. Isolifte Gräber, ihrer Natur nach selten, bilden keinen eigenen
Typus.
Zu den einfachem Typen gehört der vielleicht von Donatellds Bruder
Simone stammende, wo die Nische nicht als Portal, sondern nur als
halbrunde, mit Laubwerk eingefasste Wandvertiefung gegeben ist, in welcher
der Sarcophag steht; Gräber des Giannozzo Pandolfino (st. 1457) in der
Badia zu Florenz, in S. Trinität ebenda (von Giul. Sangallo?) u. s. w.