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Die
Wichtigsten
Gräbertypen.
Die Gräbertypen des XIII. und XIV. Jahrh. wurden grössten-
theils aufgegeben und die übrig bleibenden im Sinne der Renaissance
auf das Schönste umgestaltet.
Sie hatten bei einer oft grossen Schönheit der Ausführung meist
bedeutende Uebelstände gehabt:
Der auf Consolen an einer Wand angebrachte Sarcophag (das sepolcro
in aria; Sansovino, Venezia, fol. 5, 6 etc.) hatte zwar den Vorzug, die
Communication nicht zu hemmen, allein die darauf liegende Statue blieb
entweder unsichtbar oder musste, schräg vorwärts gelehnt, einen sonder-
baren Effect machen.
Varietäten: die bolognesische, mit Statuetten neben und über der
Porträtstatue, auch wohl an den Ecken des mit Reliefs geschmückten
Sarcophages selbst.
Die paduanisch-veronesische, mit einem ebenfalls aus der Wand vor-
tretenden, auf Gonsolen ruhenden Spitzbogen, Welcher über dem Sarcophag
schwebt, mit Malereien.
(Die christliche Demuth hoher Geistlichen verlangte wenigstens, dass
die Leiche in die Erde zu liegen komme, sodass der oben dargestellte
Sarcophag ein blosser Schcinsarg wurde; Benedict XL, st. 1304 zu Perugia,
wird in S. Domenico begraben sub terra, sicut ipse mandavit dum adhuc
viveret, ne in alto poneretur, sed sub terra, ex magna humilitate quam
habebat. Brevis hist. ord. praedic. ap. Martene, coll. ampliss. Vl, G01. 373.)
In Neapel war der Typus des Heiligengrabes, nämlich der von Statuen
getragene Sarcophag auch für Grosse und fürstliche Personen üblich
geworden; über demselben eine Nische mit Baldachin und mit Vorhängen,
welche von Engeln weggezogen werden.
Ganz erlöschen in der Renaissance auch diese Typen nicht; sogar
der letztgenannte kommt vor.
Den ersten Rang aber nimmt nunmehr derjenige Typus ein, bei
welchem der Sarcophag mit der liegenden Statue in massiger Höhe
in eine mehr oder weniger verzierte, nur wenig vertiefte Nische zu
stehen kommt; sehr schön vorgebildet in zwei Gräbern aus der Schule
der Cosmaten um 1300 (Grabmal Gonsalvo in S. M. maggiore, Grabmal
Durantis in S. M. sopra Minerva), wo Engel zu Häupten und Füssen des
Verstorbenen das Leichentuch halten; die Nische mit Mosaikgemälden
ausgefüllt.
Die Renaissance gibt zunächst dem Sarcophag eine freier bewegte
Gestalt, oft voll Anmuth und Pracht, mit demt schönsten Pflanzenschmuck;