Kapitel.
Decorative
Sculptur in Stein.
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blosser Linearzeichnung, einfarbig oder vielfarbig, mit idealer oder
fast wirklichkeitsgemasser Bemalung dargestellt sein, ja in einzelnen
Stuccaturwerken können sich fast alle denkbaren Ausdrucksweisen mit
einander
vereinigen.
Die mehr als hundertjährige Blüthe dieser grossen und complicirten
Kunstgattung verdankt man Wesentlich dem Umstande, dass die grössten
Baumeister, Bildhauer und Maler sich derselben unaufhörlich annahrnen
und ihr oft einen grossen Theil ihres Lebens widmeten. Vgl. ä. 14. Die
Bildhauer behandelten lange Zeit förmlich das Decorative und das Figür-
liche als gleichberechtigt (ä. 180), die Maler wurden bei Anlass des Ge-
Wölbemalens unvermeidlich in die Decoration hineingezogen; die grossen
Baumeister aber liebten fast alle die ornamentalen Arbeiten und wenn
sie ihre Bauten dennoch einfach und gross componirten, so ist ihnen
diess, und zwar von Brunellesco an, desto höher anzurechnen.
Das Zusaminenniünden fast sämmtlicher decorativer Ausdrucksweisen
erfolgt dann in Rafaels Loggien. Der Anstoss, welchen die Titusthermen
und andere gemalte und stucchirte Räume des Alterthums gegeben haben
mochten, ist hier in jeder Beziehung gewaltig überboten.
Kapitel.
Decorative
Sculptur
in
Stein.
Bedeutung
des
weissen
Marmors.
Obgleich jedem Stoff seine wlvahren Bedingungen abgesehen und
keine Surrogate gestattet wurden, war es doch von Wichtigkeit, dass
in dem tonangebenden Lande, Toscana, der weisse Marmor das Haupt-
material der Decoratoren war und blieb.
So schon in der ganzen pisanischen Sculptorenschule. Nur der
weisse Marmor fordert zu beständiger Veredlung der Formen auf, nur er
konnte mit den antiken Marmorsachen in Wetteifer treten.
Andere Steingattungen, gebrannter Thon (auch mit Glasirung); Stucco,