Volltext: Geschichte der Renaissance in Italien (Bd. 1)

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Buch. 
Zweiteä 
Decoration. 
Jahrhundert die Sculptur beschweren, 
Theil ihrer Aufgabe vorwegnehme. 
konnte sich im XV. 
die Decoration einen 
dass 
ihr 
Pompon. Gauricus, De sculptura liber (von 1505), bei Jac. Gronov. 
thesaur. graecar. antiquitatum, Tom. IX, C01. 738: die Hauptaufgabe des 
Sculptors sei der Mensch, ut hominem ponat, quo tanquam ad scopum 
tota eius et mens et manus dirigenda, quanquam satyriscis, hydris, chi- 
maeris, monstris denique, quae nusquam unquam viderint, iingendis (es 
sind die figürlichen Bestandtheile der Arabesken und diese überhaupt ge- 
meint) ita praeoccupantur, ut nihil praeterea reliquum esse videatur. Dii 
Deaeque omnesl neminem unum esse qui, quo sibi proticiscendum sit, 
videat! qui ad finem respiciat! etc. 
Von der starken Uebertreibung abgesehen, hat in der That das ein- 
fassende, einrahrnende Element einen Grad der Entwicklung erreicht und 
Mittel in Anspruch genommen, wie in keiner andern Kunstepoche, und 
doch nicht so, dass man diess ungeschehen wünschen möchte; das Ver- 
hältniss zu dem Eingefassten, mag es Sculptur oder Malerei betreffen, ist 
ein consequentes und in sich harmonisches. 
Auf keinem andern Gebiete der Kunst und der Cultur überhaupt 
zeigt sich die Renaissance dem römischen Alterthum so völlig geistes- 
verwandt als hier. Sie bildet an dem Ueberlieferten ganz unbefangen 
weiter als wäre es ihr Eigenthum, combinjrt es immer von Neuem, 
und erreicht stellenweise die höchste Schönheit. 
Schon die Cosrnaten (ä. 16) sind in ihren Decorationsarbeiten wahre 
Vorläufer der Renaissance. 
Das gothische Detail muss die Italiener des XIV. Jahrh. in der De- 
coration noch mehr unglücklich gemacht haben als in der Architectur; 
umsonst hatten sie es mit römischen Horizontalen und Gesimsen, mit 
antikem Laubwerk u. s. w. versetzt, wodurch es nur noch irrationeller 
wurde. Ihre Sehnsucht nach etwas Anderem muss auf das Höchste ge- 
stiegen sein schon hundert Jahre bevor im Norden das Gothische seinen 
letzten prachtvoll lebendigen Sprössling, den Decorationsstyl des sinkenden 
XV. Jahrhunderts trieb. Während nun in der ital. Baukunst sich das 
Gothische noch neben der Renaissance behauptete (ä. 23), erlosch es in 
der Decoration sogleich und fast vollständig, als die ersten Arbeiten des 
neuen Styles da. waren. (Die sehr Wenigen Ausnahmen in Venedig, 
s. Gicerone, S. 213, 269 und in Genua, S. 197, bestätigen nur die 
Regel.) 
Sogleich wetteiferte man nun mit den kühnsten und prächtigsten 
römischen Motiven; das Weihbecken Quercia's C?) im Dom von Siena (Fig. 155) 
erreicht mit dem ersten Sprünge einen Inhalt, der dem reichsten römi-
	        
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