Kapitel.
Sinn
Der monumentale
Architectur.
der italienischen
Insbesondere ergreift der llorentinisehe Staat sowohl als jede ein-
zelne Behörde desselben jeden Anlass, um ihren monumentalen Ruhm-
sinn auch schriftlich auszusprechen, sogar durch Lob der Künstler.
Der Auftrag Apnolfog zum Dgmbau 1298 lautet: vauf solche höchste
und kostbarste Pracht, dass menschliches Streben und Vermögen nichts
Grösseres noch Schöneres hervorbringen könneß D81 Migliore, bei Libfi,
hist. des sciences mathem. II, p. 164. Vasari I, p. 252, s. vita di Arnolfo.
Man verstand_ sich dafür zu einer Abgabe vom Verkehr und zu einer
alljährlichen Kopfsteuer. Bei der Wiederaufnahme des Baues nach längerer
Unterbrechung, in dem Glücksjahr 1381 wurde zu der Steuer eine Quote
von den verpachteten Zöllen und Steuern hinzugefügt und in jeder Bude
ein Kästchen für vdas Gottesgelds aufgestellt; Gio. Villani X, cap. 194.
Weil der Dom seit vielen Generationen als Höchstes galt, konnte und
musste sich das mächtige Verlangen und Vermögen zu seiner Vollendung
in einem Florentiner concentriren: in Brunellesco. aZwei grosse Dinge
trug Er von Anfang an in sich: die Wiedererweckung der guten Bau-
kunst und den Kuppelbau von S. Maria del ÜOFELK Vasari III, p. 202.
Giotto's Ernennung zum Dom- und Stadtbaumeister 1334 mit feuriger
Anerkennung desselben als ersten Künstlers der damaligen Welt; Gaye,
carteggio I, p. 481.
Dass ein bisheriges Gebäude durch Unschönheit eine Schmach für
die Stadt sei, ein künftiges ihr zur Ehre und Zierde gereichen solle, wird
gesagt u. a. bei Anlass des Neubaues von Orsanmichele 1336; Gaye,
carteggio I, p. 47, 5. Gio. Villani XI, cap. 66 und 93. Die Nischen der
einzelnen Pfeiler wurden den Zünften auszuschmücken übergeben. Die
Gold- und Silbermünzen, die man in den Grundstein legte, hatten die
Inschrift: ut magnificentia populi florent. artium et artificum ostendatur.
Der Neubau einer Ordenskirche wird durch einen besonders verehrten
Fastenprediger den Vornehmen und Reichen des betreffenden Stadtquar-
tiers in's Gewissen geschoben. Vita anonima di Brunellesco, ed. Moreni,
p. 207, bei Anlass von S. Spirito 1428.
In welchen Händen auch der Staat sich befinden mochte, immer
blieb die höchste Ambition die Seele des öffentlichen Ballwesenf: 11111
dass mit der Zeit weniger Worte davon gemacht werden; W611 51'111
die Sache vonselbst verstand.
Der florentinische Theoretiker Leon Battista Alberti um 1450 leitet
Grösse und Macht des alten Roms grossentheils von dessen Bauten her
und citirt Thucydides, welcher die Athener mit Recht darob rühme, dass
sie durch Befestigungen viel mächtiger schienen, als sie Waren. Arte
edificatoria, Introd. (Opere volgari, vol. IV, p. 198).