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Erstes Buch.
Architectur.
etonda Capra bei Vicenza (vgl. S. 116, Fig. 153 A); die meisten übrigen
sind grosse regelmässige Landsitze, in der Mitte ihrer Oeconomiebauten
emporragend und oft von sehr schöner Anlage; nur darin verkannte Pal-
ladio die wahre Kunstform der Villa, dass er nicht immer die Fassade
selbst als Loggia öffnete, sondern vor die geschlossene Mauer einen
Ternpelporticus, sogar mit Giebel, treten liess; und auch WO die Fassade
selbst sich öffnet, entsteht statt einer echten Loggienform meist Wieder
eine Tempelhalle, sogar zweistöckig mit Giebel.
Von den Casinds dieser Zeit hat die Palazzina in Ferrara noch einen
Schimmer der ehemaligen Grazie, dagegen ist die Villa Pia (ä. 117) im
grossen vaticanischen Garten, von Pirro Ligorio um 1560 vollständig er-
halten: an einer ovalen Terrasse hinten das Gebäude selbst, vorn ein
Vorpavillon mit Unterbau, an den beiden Rundenden kleine Eingangs-
hallen; das Ganze berechnet auf Stuccaturen, Brunnen und bestimmte
vegetabilische Umgebung; letztere allein fehlt.
121.
Villen
der
Barockzeit.
In der Barockzeit von 1580 anjvurde Rom und Umgebung die
Wichtigste Stätte für die weitere Ausbildung der Landvilla. sowohl als
der Villa suburbana. Die erstere fügt sich im Detail den mürrischen
Formen des damaligen Stadtpalastes, rettet sich jedoch die Loggia. als
Hauptmotiv (Fig. 153B). Die letztere,- im Grundplan jetzt oft vorzüg-
lich schön und als Vergnügensaufenthalt mit luftigen Hallen und be-
quemen Treppen mustergültig, dringt doch ebenfalls nirgends mehr zu
einem reinen Ausdruck in den Formen durch. Rustica. und gleich-
gültige Mauereinfassungen aller Art contrastiren _mit den eingesetzten
antiken Reliefs, dem speciellen Luxus von Rom. Grössern Villen
entsprechen jetzt besondere kleine Casinds auf anderm Niveau, aber
derselben Axe.
Einflussreiche Landvillen: V. Aldobrandini und V. Mondragone bei
Frascati. Für die Villa suburbana; V. Montalto-Negroni (seit Sixtus V.)
mit Hauptbau und Casino, letzteres von Domenichino; V. Borghese, V.
Mattei u. s. w.; vielleicht das Wirkungsvollste die Gartenseite der Villa
Medici auf Monte Pincio (Fig. 154).