ERSTES
BUCH.
AROHITECTUR.
Kapitel.
Der
monumentale
Sinn
der
italienischen
Architectur.
Der
Ruhmsinn und
ä. 1.
Stiftungen
die
der
Frömmigkeit.
Die italienische Baukunst wird seit dem Erwachen der höhern
Üultur wesentlich bedingt durch den hier viel früher als anderswo
entwickelten individuellen Geist der Bauherrn wie der Künstler. 1m
Zusammenhang mit demselben erstarkt der moderne Ruhmsinn, welcher
nicht nur mit seinesgleichen wetteifern, sondern sich unterscheiden will
und von einer früh beginnenden Reihe von Aufzeichnungen begleitet
ist, welche im Norden fehlen.
Der Norden hat beinahe nur einzelne Rechnungen und Indulgenzbriefe,
während in Italien Inschriften, Chronikangaben und Urkunden reich an
tendenziösen Ausdrücken sowohl die Thatsachen als die Gesinnungen
überliefern.
Diese monumentale Baugesinnung, bald mehr auf das Mächtige,
bald mehr auf das Schöne oder Zierliche gerichtet, bleibt eine der
ersten, bewusstesten Lebensregungen der ganzen Zeit vom XI. bis in's
XVI. Jahrhundert, und begleitet den Versuch der Wicdererweckung
der antiken Baukunst im XII, die Aufnahme des Gothischen seit dem
XIII. und die Renaissance seit dem XV. Jahrhundert fast gleichmässig,
als höchste Triebkraft.
Burckhardt, Italien. Renaissance. Zweite Aufl. 1