Kapitel.
XII.
Festungsbauten
Spitäler,
und
Brücken.
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in echter Gestalt, meist aber nach dem unrichtig verstandenen Vorbilde
unfertiger Römerbauten rusticirt, während Capitäl und Fuss samint dem
Gebälke regelrecht gebildet sind. Einmischung kräftiger plastischer Ele-
mente, Masken, Löwenköpfe etc., zumal an den Schlusssteinen; mächtige
Bildung der einzelnen Keilsteine der Bogen; hie und da horizontal ge-
wölbte Oberschwellen.
Eigentliche Missformen erst im IV. Buche des Serlio, z. B. Säulen,
an welchen glatte und rusticirte Theile abwechseln.
Alessfs Thor am M010 vecchio zu Genua auf der Stadtseite mit
lnässigen Pilastern, nach aussen höchst derb.
Bisweilen wird dem Thor eine Decoration
diesem Festungsstyl nichts gemein hat.
vorgesetzt,
welche
mit
Porta S. Spirito zu Rom, im Grundriss ein Kreissegment (das frühste
Beispiel dieses später so viel gebrauchten Reizmittels), vom jüngern Ant.
da Sangallo, unvollendet; Porta del Popolo, angeblich von Vignola,
triurnphbogenartig; Porta Pia, von Michelangelo, der um 1559 Ent-
würfe für viele andere Thore von Rom machte (Vasari XII, p. 263);
componirt in der Absicht, die plastisch höchst Wirksam durchgeführte
Thor-Öffnung durch Umgebung mit kleinen Nehenfenstern, Scheinzinnen etc.
möglichst gewaltig erscheinen zu lassen. Die Bildung der Formen an
sich völlig willkürlich und nur diesem Zwecke unterthan.
Brücken.
Die
Zeit
Brücken von
von 1540 bis
unabhängiger künstlerischer Bedeutung
1589 geschaffen.
hat
erst
die
Aus dem XV. Jahrh.: Ponte Sisto zu Rom, bereits mit Aneignung
der Formen antiker Brücken.
Palladids prachtvolle Entwürfe für eine dreibogige Rialtobrücke zu
Venedig. Ammanatfs Ponte della Trinitlt zu Florenz; die Formell der
drei Bogen mit freister Genialität dem Ansteigen gegen die Mitte zu an-
bequemt; statt der Stichbogen Halbellipsen für das Auge; die Brücke
laildet Ein belebtes Ganzes (Fig. 139).
Bedeckte Brücken werden im XV. Jahrh. wenigstens verlangt von
Alberti (de re aedif. L. VIII, c. 6), der auch über die Engelsbrüeke zu
Rom im Auftrag Nicolaus V. wirklich ein Dach soll erbaut haben. (Va-
sari IV, p. 61, v. di Alberti). Eine stattliche, ziemlich frühe Bedachung
hat gegenwärtig noch die Brücke des Ticino zu Pavia.
Burckhardt,
Italien. Renaissance.
Zweite Aufl.