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Erstes Buch.
Architectur.
siglio im Dogenpalast und der obere Saal der Scuola di S. Rocco zu
Venedig sind beherrscht von spätvenezianischen Malereien; der grosse
Saal im Signorenpalast zu Florenz war, so wie man ihn bis in unsere
Zeiten sah, erst das Werk Vasarfs, der ihm indess doch einen reichen
hintern Abschluss zu geben wusste. Von demjenigen im Pal. comunalc
zu Brescia, sowie von dem im Innern des Pal. del Podesta zu Bologna
befindlichen (170 auf 74 Fuss, einst zum Conclave Johanns XXIIL, später
zum Theater und zuletzt zum Ballspiel gebraucht) weiss Verf. nichts in
Betreff des Innern anzugeben. Die Decken, innen cassettirt oder be-
malt, hängen am Dachgerüste.
Den Salone in Padua erreicht keines dieser Gebäude an Umfang.
Das Verhältniss der Grösse zur Höhe und die Beleuchtung ist kaum
irgendwo angenehm, so dass solche Säle neben den grossen Sälen nam-
hafterer Privatpaläste (ä. 91), sowie neben grossartigen Klostcrrefectorien
und Capitelhäusern mit Oberlicht, zumal gewölbten, zurückstehen müssen.
Der schönste grosse Saal der Renaissance, freilich schon auf der
Neige des Styles, ist nach meinem Dafürhalten die Sala regia des Vaticans
mit ihrem von Perino und Daniele da Volterra herrlich stucchirten Ton11en-
gewölbe (ä. 177), ihren 5 Pforten und ihrem einzigen, mächtigen, in der
Höhe angebrachten Fenster.
Vasari zählt die grossen Säle auf bei Anlass des florentinischen, den
er selber umbaute, VIII, p. 123, v. di Cronaca: einer im Pal. di Venezia
zu Rom ein von Pius II. und Innocenz VIII. erbauter im Vatican
(verbaut), einer im Castell (nuovo) zu Neapel dann die Säle des
Palastes von Mailand (jedenfalls verbaut), der Pal. von Urbino (Wo sich
kein besonders grosser Saal befindet), nebst den bekannten von Venedig
und Padua.
102,
Der
Hallenbau
öffentlicher
Paläste.
Der offene Hallenbau ist der sprechende Ausdruck dafür, dass
das betreffende Gebäude das Eigenthum Aller sei. Nicht nur wurde
ihm das Erdgeschoss fortwährend fast ganz oder zum grossen Theile
überlassen, Sendern auch das Obergeschoss nahm, wenigstens dem
Scheine nach, die Formen desselben an.
Selbst an schon vorhandene Amtsgebäude wurde Wohl eine Halle
hingebaut; Annales Placentini, bei Murat. XX, C01. 958, 960, zum J. 1479.
Schon im Mittelalter bildet an den Palazzi pubblici, Pal. della Ragione
(d. h. Gerichtsgebäude), Broletti etc. von Olaeritalien das Erdgeschoss
unter dem grosseu Saal geradezu einen öffentlichen Durchgang. Ideal-